website/site/content/posts/SuedNordWesten.md
2021-08-03 14:11:30 +02:00

123 lines
No EOL
7.1 KiB
Markdown
Raw Blame History

+++
title = "Sued Nord Westen"
author = ["Valentin Boettcher"]
date = 2017-02-10T05:01:00+01:00
categories = ["Neuseeland"]
draft = false
+++
Zumindest einen kleinen Bericht bin ich euch schuldig.
Meine verbleibenden Tage in Nelson waren wunderbar und wieder empfinde
ich gro<72>e Dankbarkeit, wahr Cathy Jones doch wieder so gut zu mir.
Wenn man in der Gegend ist, dann gilt es unter Reisenden schon fast
als Sakrileg, den Abel Tasman National Park nicht zu bewandern. Da ich
ein Greenhorn bin, habe ich mich einmal mehr für die Tagestour
entschieden. Also stehe ich pünktlich um 6:30 Uhr auf, um dann 9 Uhr
gerade noch mit guter Not das Wassertaxi zu erreichen. Allein die
Schiffsfahrt lohnte schon des Ausflugs. Mit einem Affenzahn ging es
zuerst auf eine kleine Exkursion zum Split-Apple Rock, einem in der
Mitte gespaltenen, aus dem Wasser ragenden, kugelförmigen und sehr
apfelähnlichen Felsbrocken, und danach durch diverse Buchten, bis ich
in der Torrent Bay aussteigen durfte. Unter anderem gab es auch
Neuseeländische Pelzrobben zu bestaunen. Meine Sorge, der Wanderweg
würde von den Horden in den Booten (die Wassertaxis wahren bis auf den
letzten Platz besetzt) überrannt werden, wurde zuerst von mir
genommen, als ich erfuhr, dass alle Fahrgäste au<61>er mir selbst bis
ganz zum Anfang des Wanderweges Fahren (ich mache ja nur eine
Tagestour). Einige Minuten später ging mir dann auf, dass die Bote
schon seit Tagen Hochkonjunktur feierten und ich mich beim Wandern
einer reichlichen Gesellschaft erfreuen durfte. Und doch, war es wie
im Paradies (und das Optische ist ja ausreichend photographisch
dokumentiert und bedarf keiner weiteren Erläuterung). Alle
Traumstrände wahren wie leergefegt. Kein Mensch, keine Robbe, keine
Sandfly. Alle Welt wandelte auf den Wegen, denn zum Baden gab es zu
viel ... .... naaa .... Niederschlag! (Wer ist jetzt in poetischer
Stimmung?) Immer munter zog ich also ohne Angst vor Sonnenbrand unter
dem schützenden Wolkendach daher und lie<69> den Regen hinter mir. (Als
ich einmal den Fehler machte, hinter mich zu schauen, jagte mir eine
graue Regenwand einen Mordsschrecken ein!). So wnaderte ich also für
meine ersten sechs Kilometer fröhlich vor mich hin, bestaunte und
entspannte. Plötzlich deutet eine Dame von durchaus seriöser
Erscheinung auf den nächstgelegenen Felsbrocken und erklärt mir, das
ich da einen Dinosaurier sehen könne. Bevor ich antworten kann, fährt
sie fort, dass man weiter unten am Hügel noch einen Waal erkennen
könne und generell die ganze Küste aus allerlei Versteinertem
bestehe. Ich, der ich immer noch glaube, es gehe nur um visuelle
<EFBFBD>hnlichkeiten, möchte gerade einräumen, dass der zuerst erwähnte
Felsbrocken für mich wie ein Fisch aussehe, als mir die Dame mit
<EFBFBD>berzeugung entgegnet, dass sie auf der Bootsfahrt (nicht auf meinem
Bot...) Knochenstaub auf den Fü<46>en hatte und nur Dinosaurier und Wale,
nicht aber Fische dieselben aufweisen. Danach wünscht sie mir einen
schönen Tag und zieht schnurstrachs von dannen. Ich bin mir immer noch
nicht ganz sicher, ob irgendeine Art Spa<70> mit mir getrieben wurde,
hätte aber gern entgegnet, dass sich für allerlei unverstandene Dinge,
allerlei mehr oder weniger plausible Erklärungen finden lassen
können. Ich weis immer noch nicht, was ich davon halten
soll. Vielleicht sollte mir das zeigen, dass jeder, der nur genügend
Selbstbewusstsein besitzt, den grö<72>ten Humbug von sich geben, dabei
aber immer überzeugend und seriös erscheinen kann.
Nach meiner Mittagspause fühlte ich mich miserabel und begann daran zu
zweifeln, das ich, wenn ich mich nach schon 6 Kilometern so schlapp
bin, die restlichen 14 noch schaffen kann. Zwei Kilometer später wies
auf einmal ein kleiner Wegweiser auf eine kurze Abzweigung (500m) zu
Cleopatras Pool hin. Keine zwei Kilometer, wie ich irrtümlicherweise
in meine Gratis-Karte hineininterpretiert hatte. Eine echte Gumpe, in
Korsika Qualität: Phänomenal und dann zeigt sich auch, zum einzigen
mal an diesem Tag, der Sonnenschein. Nichts wie ... ... in's Wasser
(ätsch, schon wieder nicht gereimt). Wirklich kalt, aber ebenso
erfrischend! Nach dieser kleinen Planscherei, verging der Rest der
Wanderung durch die fast schon monotone Schönheit des Abel Tasman
Parks wie im Fluge. Zum Abendbrot gab es nach einer, durch enorme
Nachfrage bedingten, halbstündigen Wartezeit einen überaus
bemerkenswert schmackhaften Burger aus dem Fat-Tui Food-Truck.
An meinem letzten Tag in Nelson war ich noch einmal in der Suter Art
Gallery und habe wieder nur einen Raum geschafft, weil man schon um
4:30 Uhr schlie<69>t! Auf der Suche nach einer neuen Mechanik für meinen
Bass bin ich dreifach am Musikladen vorbeigefahren. Danach schien mir
das Glück hold zu sein, so gab es Tatsächlich einzelne Mechaniken zu
kaufen. Aber immer waren die Tuner für die falsche Seite, aus welchen
Ecken der Verkäufer Sie auch hervorzauberte (und der dieser Ecken gab
es viele). Danach bin ich aus Zufall noch einem Schild zum "Center of
New Zealand" gefolgt und hatte einen tollen Ausblick auf Nelson und
das quietschblaue Meer.
Jetzt bin ich am Westcoast und schreibe diesen Blogpost im gemütlichen
Sofa des netten Hosts. Ich wohne hier einmal mehr irgendwo im
Nirgendwo und wir haben nur Solarstrom und Regenwasser. 'Nur' ist
vielleicht zu kurz getreten, denn wir kommen damit ohne gro<72>e
Limitierungen über die Runden und ich bin erstaunt, wie wenig
Solarpaneele er auf dem Dach hat. Schon an meinem ersten Tag wurde
mir eröffnet, dass man (John, der Host, sein Freund Michael und die 3
anderen WWOOFer) am Wochenende einen Campingausflug in die Berge
antreten wollte, um den Weg mit Sägen und Scheren wieder gangbar zu
machen aund zu markieren. Hurra ... soll ich jetzt in Freude oder
Angst ausbrechen? Ich habe noch nie in der Natur gecampt ... will ich
diese Erfahrung überhaupt machen? Ich nahm die Herausforderung an und
so ging es 5:30 in der Frühe los und ab in den Bush! Motivierende
Sprüche wie: "Das Gefühl Durst zu haben ist nichts schlimmes" (im
Angesicht unserer begrenzten Wasservorräte) brachten uns schon einmal
in die rechte Stimmung :).
Zusammenfassend ausgedrückt muss ich eingestehen, dass der Trip
schrecklich grausam, aber lehrreich und eine tolle, besser nicht zu
Wiederhohlende Erfahrung war. Selbst der "professionelle" und
abgehärtete Host John, der als Arzt schon in Afganistan und am Südpol
war, musste zugeben, dass der Trip wohl eher "extrem" war. Im Grunde
sind wir zwei Tage lang klitschnass einen Berg hinauf (leider nicht
ganz bis zum Gipfel) und danach eben wieder hinab gestiegen. Dabei
hatten John und Michael den Zustand des Tracks an beiden Tagen etwas
sehr optimistisch eingeschätzt. Da meine Regenjacke leider nicht
wasserdicht war und ich zu wenig Wechselsachen eingepackt hatte, war
ich wohl aber wohl eher selbst an meinem Unglück schuld. Der sonnige
Abend auf einem Hügel auf halben Weg bergauf (unserer "Camp-Site")
belohnte die Mühe mit tollen Ausblicken, ****Trockenheit**** und einem
gewissen Siegesgefühl.
Während der letzten Tage habe ich den Westcoast auf weniger
dramatische Weise erforscht und sehr viel Schönes gesehen. Die Fotos
werden folgen, sobald ich wieder eine gute Internetverbindung habe.
Bis dahin: Alles Gute und danke für's lesen.