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Valentin Boettcher 2021-12-04 20:12:47 +01:00
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288
.gitignore vendored Normal file
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@ -0,0 +1,288 @@
## Core latex/pdflatex auxiliary files:
*.aux
*.lof
*.log
*.lot
*.fls
*.out
*.toc
*.fmt
*.fot
*.cb
*.cb2
.*.lb
## Intermediate documents:
*.dvi
*.xdv
*-converted-to.*
# these rules might exclude image files for figures etc.
# *.ps
# *.eps
# *.pdf
## Generated if empty string is given at "Please type another file name for output:"
.pdf
## Bibliography auxiliary files (bibtex/biblatex/biber):
*.bbl
*.bcf
*.blg
*-blx.aux
*-blx.bib
*.run.xml
## Build tool auxiliary files:
*.fdb_latexmk
*.synctex
*.synctex(busy)
*.synctex.gz
*.synctex.gz(busy)
*.pdfsync
## Build tool directories for auxiliary files
# latexrun
latex.out/
## Auxiliary and intermediate files from other packages:
# algorithms
*.alg
*.loa
# achemso
acs-*.bib
# amsthm
*.thm
# beamer
*.nav
*.pre
*.snm
*.vrb
# changes
*.soc
# comment
*.cut
# cprotect
*.cpt
# elsarticle (documentclass of Elsevier journals)
*.spl
# endnotes
*.ent
# fixme
*.lox
# feynmf/feynmp
*.mf
*.mp
*.t[1-9]
*.t[1-9][0-9]
*.tfm
#(r)(e)ledmac/(r)(e)ledpar
*.end
*.?end
*.[1-9]
*.[1-9][0-9]
*.[1-9][0-9][0-9]
*.[1-9]R
*.[1-9][0-9]R
*.[1-9][0-9][0-9]R
*.eledsec[1-9]
*.eledsec[1-9]R
*.eledsec[1-9][0-9]
*.eledsec[1-9][0-9]R
*.eledsec[1-9][0-9][0-9]
*.eledsec[1-9][0-9][0-9]R
# glossaries
*.acn
*.acr
*.glg
*.glo
*.gls
*.glsdefs
*.lzo
*.lzs
# uncomment this for glossaries-extra (will ignore makeindex's style files!)
# *.ist
# gnuplottex
*-gnuplottex-*
# gregoriotex
*.gaux
*.glog
*.gtex
# htlatex
*.4ct
*.4tc
*.idv
*.lg
*.trc
*.xref
# hyperref
*.brf
# knitr
*-concordance.tex
# TODO Uncomment the next line if you use knitr and want to ignore its generated tikz files
# *.tikz
*-tikzDictionary
# listings
*.lol
# luatexja-ruby
*.ltjruby
# makeidx
*.idx
*.ilg
*.ind
# minitoc
*.maf
*.mlf
*.mlt
*.mtc[0-9]*
*.slf[0-9]*
*.slt[0-9]*
*.stc[0-9]*
# minted
_minted*
*.pyg
# morewrites
*.mw
# newpax
*.newpax
# nomencl
*.nlg
*.nlo
*.nls
# pax
*.pax
# pdfpcnotes
*.pdfpc
# sagetex
*.sagetex.sage
*.sagetex.py
*.sagetex.scmd
# scrwfile
*.wrt
# sympy
*.sout
*.sympy
sympy-plots-for-*.tex/
# pdfcomment
*.upa
*.upb
# pythontex
*.pytxcode
pythontex-files-*/
# tcolorbox
*.listing
# thmtools
*.loe
# TikZ & PGF
*.dpth
*.md5
*.auxlock
# todonotes
*.tdo
# vhistory
*.hst
*.ver
# easy-todo
*.lod
# xcolor
*.xcp
# xmpincl
*.xmpi
# xindy
*.xdy
# xypic precompiled matrices and outlines
*.xyc
*.xyd
# endfloat
*.ttt
*.fff
# Latexian
TSWLatexianTemp*
## Editors:
# WinEdt
*.bak
*.sav
# Texpad
.texpadtmp
# LyX
*.lyx~
# Kile
*.backup
# gummi
.*.swp
# KBibTeX
*~[0-9]*
# TeXnicCenter
*.tps
# auto folder when using emacs and auctex
./auto/*
*.el
# expex forward references with \gathertags
*-tags.tex
# standalone packages
*.sta
# Makeindex log files
*.lpz
# xwatermark package
*.xwm
# REVTeX puts footnotes in the bibliography by default, unless the nofootinbib
# option is specified. Footnotes are the stored in a file with suffix Notes.bib.
# Uncomment the next line to have this generated file ignored.
#*Notes.bib

1
_postamble.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1 @@
\end{document}

29
_preamble.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,29 @@
\documentclass[twoside, a5paper, fontsize=12pt, parskip=half, DIV=14,
headings=onelinechapter, openany]{scrbook}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{cmuno}[
Extension = .otf,
UprightFont = *rm,
BoldFont = *bx,
ItalicFont = *ti,
BoldItalicFont = *bi,
]
%\usepackage{showframe}
\usepackage{hyperref}
\providecommand{\tightlist}{%
\setlength{\itemsep}{0pt}\setlength{\parskip}{0pt}}
\newcommand{\chapdate}[1]{\setchapterpreamble[ul]{\textit{#1}}}
\addtokomafont{disposition}{\rmfamily}
\title{Valentin in Neuseeland}
\subtitle{Funkspr\"uche an die Heimat.}
\author{Valentin Boettcher}
\begin{document}
\begin{titlepage}
\maketitle
\end{titlepage}
\tableofcontents
\clearpage

47
chapters/00_vorwort.tex Normal file
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@ -0,0 +1,47 @@
\chapter*{Vorwort}
Hochverehrter Leser,\\
mit Freuden präsentiere ich ihnen Altes, dass neu aufgekocht wurde.
Doch das Aufkochen war es Wert, denn nunmehr können Sie die volle
literarische Pracht meiner Berichte von der anderen\footnote{\ldots{}
manche meinen schöneren \ldots{}} Seite der Erde erheblich
cholesterin-reduziert zu genießen. Mit dem Cholesterin meine ich die
natürlich zahlreichen Rechtschreibfehler, welche dem aufmerksamen
Leser den ein oder anderen geistigen Herzinfarkt beschert haben
könnten. Der Dank für diese Überarbeitung gebührt meiner lieben
Mutter, die sich mit dem Korrigieren viel Arbeit gemacht hat und der
ich dieses Schriftstück widme.
Den Inhalt dieses Büchleins bilden Weblog Einträge, die ich während
meiner Zeit in Neuseeland (2016/17) verfasst habe. Außer der
Rechtschreibung und der Entfernung von web-spezifischen Dingen wie
z.B. Links wurde der Inhalt nicht verändert. Das original findet man
weiterhin auf \url{https://protagon.space}.
Auch für mich ist diese ``Neuauflage'' sehr interessant, da das
beschriebene so lange (in gefühlter Zeit) zurück liegt, dass ich
selbst nicht so recht glauben kann all das erlebt zu haben. Allerdings
sind natürlich ein paar Klassiker unter den Anekdoten, welche ich zu
vielerlei Anlässen mit größter Freude von mir gebe.
Die Erinnerung an meine Erlebnisse in Neuseeland haben meine
Studienjahre golden gefärbt, genau so, wie ich es erwartet habe. Die
ersten paar Kapitel zeugen von einer Zeit, die für mich sehr schwierig
war, aber der ich dennoch vieles abgewinnen kann. Auch werden in den
folgenden Seiten viele gute Menschen erwähnt, zu denen ich nun keinen
Kontakt mehr habe. Sie sind Teil meines Lebens geworden und ihr
Eindruck verweilt in mir, auch jetzt noch, wo sich unsere Weltlinien
so weit voneinander entfernt haben. Ich sollte wirklich mal wieder
eine E-Mail schreiben.
Ich habe den Berichten ein paar Illustrationen hinzugefügt, die mir
passend erschienen. Die Auswahl ist natürlich nicht perfekt und die
Gesamtheit meiner Fotografien kann unter ... eingesehen werden.
Ich muss allerdings warnen, dass ich viele davon mit defektem
Autofokus manuell (un)scharf gestellt habe.
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
%%% TeX-master: "../index"
%%% End:

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@ -0,0 +1,15 @@
\chapdate{24.07.2016}
\chapter{Hurra endlich da}
Nun bin ich angekommen. (Ok, eigentlich schon vorgestern). Der Jetlag
peitscht mich immer noch um 3 Uhr aus dem Bett, aber das Wetter ist
schön.
Bilder sind in der iCloud Fotofreigabe zu finden, ich werde mich aber
wahrscheinlich auf Flickr umstellen. So weit so gut\ldots{} Heute ist
erst einmal der Papierkram dran, gefolgt von einer Besprechung der
lokalen geografischen Gegebenheiten mit Matt.
Grüße Valentin
Blablabla, ein äußerst prosaischer Post.

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@ -0,0 +1,8 @@
\chapdate{29.07.2016}
\chapter{Eine erste Woche}
Morgen bin ich schon (endlich?) eine Woche in Neuseeland. Meine
Stimmung wechselt zwischen Freude, Begeisterung und Überwältigung (von
allem was auf mich zukommt). Blablabla, heute bin ich endlich einmal
gewandert, wobei das Wandern während des Wanderns ausführlich
dokumentiert wurde.

10
chapters/03_Status.tex Normal file
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@ -0,0 +1,10 @@
\chapdate{08.08.2016}
\chapter{Status}
Kia ora aus dem Land der langen weißen Wolke. Um es kurz zu machen: ich
habe einen Job beim Department of Conservation. Zurzeit wird ein Video
eines Albatros-Nestes \"uber YouTube live gestreamed. Das ganze l\"auft
ueber einen raspberry pi. Ich soll die Funktionsweise des Systems
dokumentieren, es verbessern und ein user interface basteln, damit man
einfach weitere Kameras in Neuseeland aufbauen kann. Nebenbei plane ich
meinen wwoofing trip auf der Nord- oder doch S\"udinsel\ldots{}

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@ -0,0 +1,26 @@
\chapdate{19.08.2016}
\chapter{Statusbericht}
Nun bin ich schon vier Wochen in Neuseeland.
Ich habe einen interessanten und anspruchsvollen Job beim Department of
Conservation (freundlicherweise vermittelt durch Matt). Das DoC streamt
die Entwicklung eines Albatros-Jungen live auf YouTube und ich darf die
Methode und Hardware dokumentieren und optimieren, bzw. Software dafür
entwickeln. Meine Arbeit trägt Früchte: der Stream muss schon seit zwei
Tagen nicht täglich viermal (oder noch öfter) manuell via TeamViever neu
gestartet werden. Auch habe ich ein simples Übergangswebinterface (mit
einem Relay Server!) geschrieben. Good bye Firewalls. Ich habe gestern
'zu lang' gearbeitet. So etwas kann in Neuseeland vorkommen!
Wenn die Sache vorüber ist fange ich mit dem WWOOFING (jetzt wohl doch
auf der Nordinsel) an. Vielleicht schließt sich arbeitstechnisch auch
noch was an\ldots{} Je nachdem wie lange mich Edith und Matt noch
aushalten bleibe ich vorerst in Wellington.
Das mit den Bildern versuche ich ich noch hinzubekommen. Die neusten
sind aus Zealandia. Ich weiß nun, warum Neuseeland so reich an
endemischen Spezies ist :).
Jaja ich muss mal einen RSS feed für die Sache einrichten :)

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@ -0,0 +1,93 @@
\chapdate{14.09.2016}
\chapter{Na endlich ein neuer Post}
Abenteuer. Ich habe diesen Blog die letzten paar Monde (o.k. Gott sei
Dank nur einen Mond) sträflich vernachlässigt. Aber hurra! Ich habe
etwas erlebt und kann nun tatsächlich einen Blogeintrag mit Inhalt
schreiben.
Ich habe mir ein Auto (Mazda Demio) gekauft, meinen Job beendet und bin
Hals über Kopf losgeWWOOFt. Sprich: Ich habe ein paar Hosts
angeschrieben und dem ersten (und einzigen), der mir antwortete,
zugesagt.
\begin{itemize}
\tightlist
\item
Ich bin freudig losgefahren und nach fünf Stunden in Taumarunui
angekommen.
\item
Ich melde mich beim WWOOFing Host und werde zum Grundstück gelotst.
\item
Ich sehe, wie es im WWOOF Profil beschrieben war, einen Garten der in
der nächsten Woche Objekt meiner Arbeitsbemühungen werden soll.
\end{itemize}
Voller Optimismus sehe ich das als gutes Zeichen an. Ein paar Minuten
später werden mir die Umstände meiner Unterbringung erläutert. Das flaue
Gefühl was mir schon seit geraumer Zeit im Kopfe herumspukt explodiert
im Angesicht einer unbeheizten nicht elektrifizierten Hütte, einen
halben Kilometer vom Haus des Hosts entfernt. Ich, der ich von der
Gastfreundschaft meiner lieben Tante (danke!) verwöhnt bin, halte erst
einmal mit meinen Gefühlen hinter dem Damm und sage brav ja zu allem.
Weiter bergab geht es als ich endgültig den Überblick verliere und mich
fragen muss, wie ich von ein paar Einmachdosen und einem Gaskocher leben
soll. In meiner Verzweiflung (und in Tränen aufgelöst) weder ein noch
aus wissend telefoniere ich mit Edith (meiner Tante) und ziehe in
Betracht, in einem Motel zu übernachten und am nächsten Tag den Rückweg
anzutreten. Trés Bon. Das einzige worauf ich in Hinsicht auf diese
Affäre stolz bin ist, dass ich dem Host höflich mitteilte, dass die
Situation meinen Erwartungen nicht entspräche und ich mich für die
Unannehmlichkeiten entschuldige. Der Host zeigte Verständnis und bot mir
an, mich einem Freund zu vermitteln, der mehr Erfahrung mit WWOOFING
hätte. Ich nahm das Angebot an und sah mich gleichzeitig nach einem
neuen Host um. Getrieben von einer Art Panik, fühlte ich mich doch auf
irgend eine Weise in einen Schlamassel hineingeraten, sagte ich einem
Zweiten WWOOFing Host zu. Bald darauf traf der Freund des Hosts mit
einem weiteren österreichischen WWWOOFer ein. Der versichert mir, das
sein Host und seine Unterbringung O.K. sei. Ich, ganz vertieft in meinen
Schlamassel, kam mit den beiden mit in der Erwartung, auf ähnlich
unerfreuliches zu treffen und sehe mich positiv überrascht. Wir sind in
einem alten Maori Kongresszentrum, das kürzlich den Besitzer gewechselt
hat und nun wieder auf Vordermann gebracht wird. Ich lerne eine zweiten
deutschen (!) WWOOFer kennen und darf übernachten. Am nächsten Tag will
ich nach einem arbeitsamen Vormittag zum nächsten Host aufbrechen,
entscheide mich dann aber doch zu bleiben. Nun bin ich schon den dritten
Tag hier und habe mich mit allen angefreundet. Micha, der deutsche
WWOOFer, koch gut und gerne und ich freue mich zu helfen und zu lernen
(wir speisen vorzüglich!). Paora, unser Host, ist ein guter Gastgeber
und bäckt ein vorzügliches 'Fried Bread'. Ich habe bisher vormittags im
Garten gearbeitet und nachmittags frei gehabt. Heute aber war ein
Hundswetter und wir haben eine Aufräum- und Putzaktion im Hause
gestartet. Morgen ist wieder Hundswetter und wir gehen in die heißen
Quellen! Langsam gewöhne ich mich an die Idee des WWOOFens, fühle mich
nicht mehr so hilflos und plane Ausflüge (\ldots{} ich war endlich mal
in der 'Stadt' und habe das Visitor Centre besucht). Ich habe mich aber
noch nicht entscheiden können, ob das WWOOFing leben für mich taugt.
Nichtsdestotrotz geht es wieder bergauf.
Nun muss ich eingestehen, dass ich ein Esel war:
\begin{enumerate}
\tightlist
\item
Ich habe mir wohl nicht vorstellen können was es heißt, für sich
allein verantwortlich zu sein.
\item
Was hat mich geritten einen WWOOFing Host so weit im Norden (5h von
Wellington) anzunehmen?
\item
Warum habe ich, naiv wie ich bin, nicht weiter über die Gegebenheiten
recherchiert?
\end{enumerate}
Der Host hatte noch keine Bewertungen. Ich habe törichter Weise
angenommen, ich könne der erste sein, der ihm eine gute Rezension
schreibt. Tatsächlich wusste er wohl nicht wirklich über das WWOOFing
Bescheid. Ich habe durch das 'We have WiFi' in der Beschreibung
angenommen, ich sei im Wohnhaus untergebracht.
Ich werde aus all dem lernen! Aber natürlich ist es empfehlenswert sich
seiner Eseleien bewusst zu werden bevor man naiv drauf los rennt!
Gehabt euch wohl!

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@ -0,0 +1,59 @@
\chapdate{19.09.2016}
\chapter{Abenteuer (Diesmal die erfreuliche Art)}
Es war eine schöne Woche. Viel Regen, aber auch viele interessante
Gespräche. Man reist durch Neuseeland und trifft: Deutsche. Wir waren 4
Deutsche und ein Österreicher.
Paora, unser WWOOFing Host, lud uns Anfang der Woche zu einem ominösen
'Cultural Event' ein. Im Laufe der Woche konkretisierte sich der
\begin{enumerate}
\tightlist
\item
Geburtstag seines Neffen als dieses Event heraus. Ein
\end{enumerate}
merkwürdiger Gedanke als Wildfremder auf einen Geburtstag zu gehen,
eingeladen vom Onkel des 'Geburtstagskindes'. Wir wurden recht bald
dahingehend beruhigt, dass es ein sehr formelles Fest mit vielen Reden
und ähnlichem sei (was meine Zweifel aber nicht völlig ausräumte).
Geweckt vom Gesang des Mobiltelefons von Micha (einem WWOOFer) brachen
wir sechs Uhr in der Frühe auf, um 8 Uhr irgendwo im Nirgendwo bei einem
Maori Marai, gedacht für Feierlichkeiten, anzukommen. Da es zu diesem
Zeitpunkt schon nichts mehr zu tun gab, ging es weiter die Straße (den
Feldweg) hinab, um dabei zu helfen, frisch unter der Erde gebackene
Fleischpacken in handliche Stücke zu zerlegen. Ich habe noch nie im
Leben solch eine Fettschicht von einem Tisch wischen dürfen. Danach
schloss sich der offizielle Teil des Geburtstages an.
Der einundzwanzigste Geburtstag markiert bei den Maori den Eintritt in
das Erwachsenenalter und ist damit fast noch wichtiger als unser
achtzehnter Geburtstag. Wo bei uns jeder Geburtstag anders, mehr oder
weniger informell ist, so greift bei den Maori die Tradition, die
bewundernswert bewahrt wird und, wie man uns verriet, in viele
Festivitäten gipfelt. So traten wir Gäste durch das (symbolische)
Haupttor, begleitet vom Sprechgesang der Familienältesten, einer
beeindruckenden Frau mit schwarz tätowierten Lippen, in den Marai ein,
die Frauen zuerst und danach die Männer. Danach folgten Wechselreden von
Gastgeber und Gästen. Zum einen um den 21 -jährigen in die Welt der
Erwachsenen einzuführen, aber auch um die guten Absichten als Besucher
zu erklären und von den Gastebern akzeptiert zu werden. Anschließend gab
es ein großes Essen, unterbrochen von zahlreichen (und langen) Reden und
beeindruckenden und lautstarken Einlagen seitens der Jungen Männer.
Schlussendlich halfen wir WWOOFer die Tische abzuräumen (schon das
zweite Extrem an diesem Tag: ich habe noch nie so viel Chaos auf einem
Tisch gesehen :P) und das Geschirr zu spülen. Danach ging es ans Kuchen-
bzw. Muffinbuffet und den unformellen Teil. Wir hatten viele
interessante Gespräche mit den Gästen, die uns so herzlich und
selbstverständlich als Ihresgleichen betrachteten, wie es in Deutschland
wohl nicht möglich gewesen wäre. Ein unvergleichliches und unbezahlbares
Erlebnis, kaum wieder gut zu machen, selbst nicht durch Küchenarbeit :).
Nun bin ich weiter gezogen: Nach Levin an der Ost- (für unsere Begriffe
West-) Küste zu einer älteren Dame, um im Garten zu helfen. Eine
wunderbare und herzliche Frau, bei der man sich sofort Zuhause fühlt.
Sie selbst lernt gerade Ukulele (im buchstäblichen Sinne. Ich höre es
gerade durch die Tür schallen :).). Ihr Sohn macht Musik für Kinder
(bzw. ist Instrumentallehrer). Nun sehen wir mal was die Woche bringt.

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@ -0,0 +1,30 @@
\chapdate{08.10.2016}
\chapter{Noch mehr Abenteuer}
Seid gegrüßt ihr, die ihr von mir so empörenswert lang vernachlässigt
wurdet. Nach einem interssanten und anstrengenden Arbeitstag sitze ich
nun mal wieder vor der Mattscheibe und tippe frohgemut das Vorliegende
ein.
Die letzten zwei Wochen kann ich wohl zu den schwierigsten in meinem
Leben buchen. Nach einer zweiten, einwöchigen und äußerst angenehmen
WWOOFing Erfahrung bei der wunderbaren Jean Hollis, die mir das
Ukulelespielen zeigte und mich zum Folk Club einlud, bin ich erst einmal
zu den Robertsons zurückgekehrt und in ein tiefes Loch gefallen. Die
Angst nistete sich als ständiger Hausgast bei mir ein und vertrieb über
die zwei letzten Wochen hinweg allen Optimismus und den größten Teil der
Motivation, verhängte die Fenster und schaltete das Licht aus. Sprich:
ich kam mit rationalen Gedanken nicht darüber hinweg. Merkwürdig! Ich
hatte zwei wunderbare WWOOFing Stays und trotzdem hatte ich Angst weiter
zu gehen, die Kontrolle zu verlieren und unglücklich zu enden.
Aber ich habe das Richtige getan und bin weitergezogen. Und so kam es,
dass der Zähler nach oben tickt und ich nun ganze drei tolle Hosts
hatte/habe. Wir sind hier zu fünft: drei Deutsche und zwei Amerikaner.
Ich habe noch nie solch warmherzige Menschen erlebt.
Ich hoffe mein Ich lernt daraus und erspart mir weitere unschöne
Episoden. Die Angst klopft nur von Zeit zu Zeit in den Morgenstunden an
die Tür. Ich lasse sie nicht hinein und habe einen weiteren tollen Tag.
Nun gehabt euch wohl. Bis zum nächsten Mal :) .

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@ -0,0 +1,45 @@
\chapdate{18.10.2016}
\chapter{Mir fallen keine Ueberschriften ein}
Mal wieder eine Meldung\ldots{}
Es waren und sind schöne Tage bei den Darwins. Wir drei Deutsche
verstehen uns prächtig und stellen uns taub, sobald jemand ein deutsches
Wort spricht. Ich habe mal wieder viel erlebt und nun die richtige
Balance gefunden. Zu meinen Erlebnissen: Mount Victoria bestiegen
(danach Nüsse gekauft! Mjamjam), Victoria Universität besichtigt
(geschockt von den Studiengebühren, aber die Bibliothek ist umfangreich
und kostenlos), gewandert (Allein, mit Hund, mit Deutschen, mit Edith
und Carl) und heute: Star Trek II im Planetarium. Die Decke der
Schusseligkeit abwerfend fällt mir ein, dass wir gestern im Rivendell
(LOTR, Stadt der Elben) Tal schwimmen waren! Es war so kalt, dass sogar
der kühle Wind angenehm erschien. Alle LOTR Fans erblassen vor Neid!
(Ich hätte es ohne Schild aber nicht erkannt.)
Ein erfülltes Reiseerlebnis bisher! Hinweg du Trübsal! Als Ausgleich
habe ich begonnen an einem Machine Learning Kurs teilzunehmen (Hurra,
habe ein Stipendium bekommen und spare 400\$). Die Mathematik dazu
(Lineare Algebra) ist abwechslungsreich und wunderbar neu. Eine
Matrizengleichung abzuleiten hat mich trotz Anleitung 4 Seiten Papier
gekostet. Wie der Wind steht, werde ich mich beim Studium wohl dann eher
mathematisch orientieren: Kybernetik oder Technomathematik.
Ich lebe hier an den Grenzwerten für mein Empfinden für Sauberkeit (Hund
in Wohnung, Renovierung etc.), bin aber allein dadurch schon weit über
mich hinaus gewachsen (Eigenlob, Lob, Lob, Lob, Applaus bitte!). Alkohol
werde ich aber auch weiterhin nicht anrühren, nachdem ich zwei, der
Alkoholvergiftung nicht allzu ferne Betrunkene in die Stadt gefahren
habe und am nächsten Tag vom weiteren Verlauf des Abdends des weniger
Trinkfesten der beiden erfuhr. Derselbe wachte nämlich nach einem
Filmriss auf der Straße auf, wurde von freundlichen Neuseeländern mit
ins Haus gelassen, um auf dem Sofa zu nächtigen, entfloh aber wieder, um
dann von einem Spanier ein Taxi nach Karori, wo wir wohnen, spendiert zu
bekommen. Nachdem er sich nicht mehr an die Adresse unseres bescheidenen
Heimes erinnern konnte, endete er nach Überkletterung des Zaunes ohne
die Alarmanlage auszulösen, auf dem Rasen des High Comissioners,
telefonierte so laut mit dem zweiten, schon Zuhause angekommenen,
Deutschen, dass man es bis zu uns hören konnte und fand nach erneutem,
langwierigem Beklettern des Zaunes in trunkener Tollpatschigkeit nach
Hause.
Damit gehabt euch wohl und bis zum nächsten Mal, liebe Kinder.

View file

@ -0,0 +1,59 @@
\chapdate{22.10.2016}
\chapter{Es leben die langen Ueberschriften - Na so lang ist sie ja auch wieder nicht - Jetzt schon hahahaha reingelegt}
In dem Bemühen, meine Post-Frequenz der Frequenz der kosmischen
Hintergrundstrahlung anzupassen, verfasse ich mal noch einen kleinen
Beitrag in mein (öffentliches) 'Tagebuch'.
Vorgestern waren wir im Weta-Workshop, benannt nach der indigenen
gottesanbeterartigen Weta, die in Neuseeland einmal dieselbe Nische wie
bei uns die Mäuse besetzt hat. Dort gab es allerlei Filmrequisit und
Maskerade zu sehen. Genau das wird dort nämlich, unter anderem für LOTR
und den Hobbit, produziert. Ein Schaumstoff Stahlschwert, allerlei Äxte
und Saurons Rüstung in sicherer Schaumstoff-Spitzen Variante und
natürlich auch aus Vollmetall waren erstaunlich anzusehen, jedoch am
besten ist der Halo-Offroad-Truck. Der für einen Halo-3 Teaser
geschaffene Truck ist, auf Wunsch der Producer, voll funktionsfähig und
von Grund auf selbstgebaut. Abgefahren ist er aber nicht \ldots{} steht
immer noch dort!
Gestern dann bin ich früh aufgestanden, habe einen Deutschen zum Bus
gefahren und recht früh angefangen zu arbeiten. Dem Plan nach wollte ich
eigentlich um zwei wandern gehen, habe dann aber bis um vier getrieft,
und habe meine Wanderung um fünf angetreten. Die Lower Hutt Region bot
mir schon wieder einen neuen Natureindruck, jedoch störten die
Industrieluft und der Naheliegende Highway. Generell war es ein Tag mit
relativ wenig lichten Momenten. So etwas passiert. Ich habe gelernt
nicht zu sehr unterzutauchen.
\ldots. Brzzzzt, schwarzer Bildschirm, Akku alle.
Nächster Tag: Nichts Besonderes. Nur Mistwetter und mathematische
Beweise mit Nicolai.
Heute sollte ich eigentlich Edith, Matt und Carl gegen Zehn Uhr zum
Flughafen fahren, jedoch wandelte sich das Ganze zu einer Fahrt mit der
Fähre gegen Zwei am Nachmittag. Somit hatte ich am Vormittag reichlich
Zeit, in der aus einem wolkenfreien Himmel knallenden Sonne zu lesen.
(Das Komma ist korrekt gesetzt! Erweiterter Infinitiv mit zu!) Danach
überkam mich die große Verzweiflung über die Frage, was denn mit dem
restlichen sonnigen Samstag anzufangen sei. (Nun wir sehen: Das 'zu'
kann auch mitten im Wort stehen.) Glücklicher Weise hatte Edith die
Idee, dass ich doch den Makara-Loop-Walk machen könnte.
Im Grunde gesagt ist der Makara-Beach ein Kalenderblatt, das Gott so
sehr gefiel, dass er es in bequemer Entfernung zu Wellington entstehen
ließ. Eine der schönsten Wanderungen bisher, um es kurz zu machen.
Danach wollte ich eigentlich noch das kühlende Nass ohne Sand, denn es
war ein Kiesstrand, genießen, wurde aber nach dem Abstieg von den
Klippen aus der Bahn geworfen. Ich stolperte über ein Stück Treibholz
und geriet angesichts mehrer kleiner Schürfwunden ganz aus dem Häuschen.
Ich war schon recht erschöpft, da jeder in mir einen schnellen, straffen
Wanderer zu erkennen schien und mich vorbei ließ. Das Blut aus meinen
Schürfwunden an meiner Hose abwischend tropfte ich meinen Pullover mit
Blut aus meiner Nase voll, allerdings ohne das mitzubekommen. Erst als
ich eine Familienwandergruppe verstört hinter mir zurückließ fiel mir
auf, dass mein Gesicht nicht nur vom Sonnenbrand rot war. Naja, kein
Baden, aber ein schöner Ausflug.
Cheers!

View file

@ -0,0 +1,27 @@
\chapdate{01.11.2016}
\chapter{Nun auch mit feed!}
Ich habe gute Tage, aber manchmal eben auch bessere :)! Die letzte Woche
war an sich recht unspektakulär, obwohl ich einige Highlights
unterbringen konnte. So war ich dienstags bei einem Vortrag über die
Raumfahrtmissionen zum Jupiter im Planetarium, mittwochs hörte ich ein
progressive Rock Konzert (nicht so mein Ding, aber die erste Band
``Opium Eater'' war der trés Bon) und donnerstags mit Edith Geburtstag
feiern. Ich durfte sogar das häusliche Ethernet verkabeln. Welche Ehre!
Die letzten Tage habe ich verzweifelt versucht meine Routine am Laufen
zu halten, danach aber erkannt, das das wohl nur ein Zeichen war, weiter
zu ziehen.
Gesagt, getan (naja, war ja schon seit Wochen geplant), bin ich gestern
nach Levin zu Jean Hollis gedüst und hatte schon einen sehr
wunderbarschönen Tag. Nach dem Rasenmähen bin ich zum Ende der Straße,
an der wir das Glück haben zu wohnen, gefahren, um dann durch ein wenig
einladendes mit ``PRIVATE PROPERTY! NO ACCESS PAST THIS POINT'' (ok. das
hat mich schon etwas verunsichert) gekennzeichnetes Stück Wildnis auf
einem Trampelpfad zum Strand und ins Meer zu laufen. Sehr kalt und sehr
erfrischend.
Als dann, bis bald :)
Anmerkung 1. Nov: Heute habe ich einen körperlich sehr auslastenden
Kampf mit einer Flaxpflanze gewonnen.

102
chapters/11_Regen.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,102 @@
\chapdate{08.11.2016}
\chapter{Regen}
Hallo mal wieder. Wie es aussieht, gibt es mal wieder einen neuen
Blogpost. Es scheint paradox, ist jedoch zumindest für mich zutreffend:
Partout habe ich das Gefühl, etwas nicht erwähnt zu haben. Eigentlich
sollte man sich doch an seine letzte Woche erinnern können\ldots{} Nun,
wie auch immer. Das, was ich aus dem konfusen Brei, der sich bei mir
Gedächtnis schimpft, fischen kann und dann auch noch ausreichend
interessant erscheint, folgt nun.
Die letzte Woche war vor allem durch ein ausgezeichnetes Regenwetter
gekennzeichnet. Nicht einfach nur Regen, es kommt noch besser, auch viel
Grau und noch mehr Sauna (Sonne erhitzt zwischen Boden und Wolken
festsitzende Luft). Somit hatte ich wenig im Garten, dafür aber mehr im
Haushalt zu tun und kann nun sehr effizient den gesamten Kern in einem
Stück aus einer Walnuss schälen. Ja und die Tage verflogen. Ich weiß
wirklich nicht wie, aber am Ende des Tages hatte ich immer keine Zeit
mehr :). Einen Abend haben wir "Catch me if You Can" gesehen, trés
amusant, wenigstens an das kann ich mich noch erinnern.
Mir kam die zündende Idee ein Arbeitstagebuch zu führen, sodass ich
wenigstens mit meinen Großtaten prahlen kann. Bisher sieht das Ganze
recht ambitioniert so aus: (wobei ich schon einmal interpolieren
musste\ldots)
\begin{enumerate}
\tightlist
\item
Nov: cutting flax, bundling it, digging it out
\item
Nov: Cleaning Lamps in ceiling, cleaning inside of the car 100\%
\item
Nov: Filling the flax hole, cleaning plant storage, salt-watering
weeds
\item
Nov: Cracking Walnuts, Weeding and Pruning in Community Gardens
\item
Nov: Free Day, Hiking
\item
Nov: Nut Shelling, Cleanup of Garden Space, Sorting Pots
\item
Nov: Vacuuming, Free Day (Museum)
\item
Nov: Pruning, Weeding (long, 5h+)
\end{enumerate}
Am Samstag dann hatte ich einen freien Tag und entfloh in den relativ
regenfreien Süden auf eine Wanderung am Kapiti Coast. Nun, das Ganze ist
ausreichend photographisch dokumentiert und somit habe ich nur zu
berichten, dass ich auf dem Rückweg fast im aufgewühlten Meer baden
wollte, mich aber nicht dazu durchringen konnte. Ich habe dann aber mit
dem Auto ein paar Runden gedreht \ldots{} nicht ins Meer :P, aber durch
die Umgebung. Paraparaumu ist doch ein ganzes Stück größer, als ich
zunächst annahm.
Gestern dann unternahm ich einen noch besser durch Photographie
dokumentierten Ausflug in das "Southward Car Museum". Sir Len Southward
fing irgendwann im letzten Jahrhundert an, als Mechaniker eine
Automobilwerkstatt zu führen. Das verhalf ihm dann zu einem Reichtum,
der nur durch das Sammeln älterer, neuerer, schöner, hässlicher,
ausgefallener, \ldots{} Automobile umgesetzt werden konnte. Und heute
können wir dank seiner Generosität das Ganze als Museum erleben. Allein
mit 10\% der Ausstellung verbrachte ich meine erste Stunde und las fast
alle kleinen Täfelchen zu den Exponaten. Später dann sparte ich mir das,
um zugunsten der vollständigen Besichtigung des Museums (die Halle, ein
Motorradbalkon und ein großer Keller) ein schnelleres Tempo an den Tag
zu legen, nur noch interessantere Exponate näher zu studieren und meinen
Aufenthalt von weiteren 9 Stunden auf erträgliche 3 (insgesammt also 4)
Stunden zu beschränken.
Besonders interessant waren bei all dem die alten Kuriositäten, wie das
erstaunlicherweise zu seiner Zeit (in den 30iger Jahren des 20. Jhd.)
recht populäre Phänomobil. Das Phänomobil ist eine Art
Dreiradswägelchen, bei dem der Motor direkt über dem Vorderrad sitzt und
sich beim Steuern mitdreht. Man lenkt dabei mit einer rechtwinklig zur
Lenkachse angebrachten Stange und steuert den mit zwei roten Propellern
gekühlten Motor über zwei Ventile. Desweiteren fand ich viel Freude an
diversen Sportwagen, aber auch an einem frühen Mercedes mit
Flugzeugmotor und wassergekühlten Bremsen. Man konnte den Dreitonner nur
im dritten Gang fahren, da bei den ersten beiden nur ein Burnout
(Reifendurchdrehen) zu erwarten war. Neben allerhand verrückter
Custom-Cars gab es auch verrückte Mini Autos wie die BMW Isetta
(hergestellt nach einer Linzens einer italienischen Firma mit einigen
Verbesserungen seitens BMW), Oldtimer, motorisierte Tandemfahrräder und
Flugzeuge. Ein höchst interessanter Aufenthalt, besonders, wenn man sich
die Produktionszahlen einiger Modelle ansieht. Wenn die alle heute noch
fahren würden\ldots{} Auch der Leistungsanstieg von mickrigen 8-12 PS
der motorisierten ("Horseless" fancy, fancy!!) Pferdekutschen zu
Sportwagen mit 300 PS und mehr. Zudem gab es zu Anfang einen recht
großen Markt für die einfach zu handhabenden und leisen Elektromobile,
die dann aber von der Entwicklung des Verbrennungsmotors überholt
wurden. Heute noch wird die Sammlung stetig erweitert und erstaunliches
an halb verwrackten Wagen geleistet.
Heute habe ich zur Abwechslung mal schönes Wetter und hart gearbeitet.
Dabei hat mir Grübelei und Gudruns Modellansatz Podcast die Zeit
versüßt. Schon wieder ein neues Wunschstudienfach: Technomathematik!
Fast wie Kybernetik, aber noch vielseitiger.
Nun denne, jetzt gehts für den Sonnenuntergang auf zum Strand! Bis zum
nächsten Mal.

83
chapters/12_Fiji.tex Normal file
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@ -0,0 +1,83 @@
\chapdate{23.11.2016}
\chapter{Fiji}
Frisch aus dem Urlaub im Urlaub. Ich grüße von Fiji, denn ich schreibe
diesen Eintrag schon auf der Insel und veröffentliche ihn erst jetzt.
Ein paar wunderbare und sehr komfortable Tage waren es. Wir wohnen hier
in einem sehr schönen Ferienhaus mit Pool, Meeresblick (bzw.
Sonnenuntergangsblick) und erfrischender Brise zur Abendstunde. Viel
Entspannung und viel Freizeit. Das ganze erinnert mich an Gozo mit ein
bisschen mehr grün, aber der gleichen Hitze. Wir haben auch zwei
``Bedienstete'', die das Haus in Ordnung halten und kochen. Auch wenn
sie für Bezahlung arbeiten, so kann ich es doch nicht ab, bedient zu
werden als stände ich über anderen. Nun überfällt mich also immer ein
gewisses Unbehagen, wenn ich sie arbeiten sehe und ich versuche ab und
an zu helfen. Als wir am ersten Tag in die Stadt fuhren, um einzukaufen,
durfte ich erfahren, was ein echter Markt ist: viele kleine Stände mit
frischem Gemüse und allerhand interessanten Kleinigkeiten. Um die
nötigen Preisverhandlungen kümmerte sich unserer lokaler Führer Stanley.
Auf dem Weg zurück fiel mir dann auf, wie arm das Land Fiji ist. Der
Großteil der Bevölkerung lebt in Wellblechhütten und unsere
``Bediensteten'' schätzen sich mit einen überdurchschnittlich hohen
Monatslohn von umgerechnet weniger als 300 Euro glücklich, wobei die
Lebensmittelpreise auch gesalzen sind. Da ich gerade die Beweismethode
der vollständigen Induktion verstanden hatte, suchte mein Geist nach
einem neuen Problem und so stürzte mich die Ungleichheit auf der Welt in
eine tiefe Verzweiflung. Wie kann es sein, dass ich so ein Glück habe
und in Fiji auf einem Hügel (ja, auch im geographischen Sinne) über den
in Armut lebenden Urlaub mache. Wie kann es sein, dass ich mir dieser
Ungerechtigkeit bewusst war und dass sie mich aber nicht schon früher
zur Verzweiflung getrieben hat. Wenn nur die geringste Möglichkeit
besteht etwas ändern zu können, warum sollte ich nicht meine ganze Kraft
darauf verwenden, anstatt zu entspannen. Nun, da ich bei diesen Fragen
zu keiner zufriedenstellenden Lösung kam, rumorte das Thema in meinen
Gedanken (und im Chat mit Nicolai, der sich das gleiche schon etwas
früher als ich gefragt hat). Arme und unterentwickelte Länder bleiben
unterentwickelt und werden ärmer. Nur, wenn wir ``entwickelten'' in
unserem Eigennutz genau diese Umstände ausnutzen und geringe Löhne
zahlen (siehe unsere ``Bediensteten'') oder Land kaufen, um dann große
Villen mit den eigenen Arbeitern anstatt den einheimischen zu bauen. All
das zu verhindern ist schwierig, aber nicht unmöglich, wenn man im
Alltag bewusster darauf achtet, wo denn all das Zeug, was man so günstig
kauft, herkommt. Auch sollte man natürlich nicht wirtschaften, um
eigennützig Reichtum zu akkumulieren und auch einmal an andere denken.
All das entspricht so ziemlich der christlichen (oder allgemein
religiösen) Lehre und wir tun nach wie vor gut daran, danach zu leben.
Ok, andere nennen das dann eben unsere ``Werte''. Man vergisst das alles
aber sehr schnell und erkennt es nur wieder, wenn man mit der Nase
darauf gestoßen wird. Ich mit meiner kleinen Reise nach Neuseeland habe
ja noch eigennütziger gehandelt, hätte ich ja auch nach Afrika gehen
können, um zu helfen. Punkt. Das also als Auszug aus meinen Gedanken.
Nun sehe ich aber auch, dass die Leute hier glücklich, ja wirklich
glücklich sind. Wahrscheinlich sogar glücklicher als wir, die wir uns
sorgenfrei neue Sorgen schaffen und das dann Fortschrittlichkeit nennen.
Unsere Maßstäbe passen nicht überall, Werte aber manchmal schon eher.
Auch wenn die Leute glücklich sind, sollte man ihre Lage nicht
verschlechtern, nur um in seiner Richtung weiter zu kommen. Mit welchem
Recht zerstören wir eigentlich einen Planeten, auf dem sie noch nicht
einmal die Möglichkeit hatten genau so ``toll'' (schlimm) wie wir zu
werden. Wissen bringt ``Macht''. Naja wohl eher ``frei''. Hier auf Fiji
weiß man um den westlichen Lebensstil und steht darüber, auch wenn man
den Touristen zuliebe ein paar Spiegelbilder aufstellt und seine Sprache
zu einem einzelnen Wort ``Bulla'' (``Hallo'') verkrüppelt. Zur
Erinnerung daran wird man dann von allen Seiten damit beschmissen. Bulla
sagt der Verkäufer, an dessen Stand ich einen Bullachino bestelle,
nachdem ich mir ein Bulla-Shirt (Fiji braucht ja auch ''Hawai-Hemden'')
bei Bulla-Looks (Ok, der Laden heißt Jack's\ldots{} und ich habe mir
keines gekauft) gekauft habe. Aber zurück zum Text. Würde hier jedes
Kind Zugang zu Bildung haben, so wäre es nicht zwangsläufig glücklicher,
dafür jedoch freier zu werden, was es eben werden will. Vielleicht ist
das ein Ansatzpunkt. Auch wenn ich aus dem Wust der Gedanken, den ich
hier nicht noch weiter ausrollen möchte, den ich aber in einer OneNote
Übersicht zu systematisieren versuche, noch keine klare Linie
herausziehen kann, so habe ich doch schon eine gewisse Synthese
gewonnen. Um so mehr der einzelne voran kommt, ohne andere zurück zu
stoßen, um so mehr kommt das Ganze voran. Um so besser der Einzelne
wird, ohne anderen zu schaden, um so besser wird das Ganze. Das klingt
in meinen Ohren recht egoistisch, ist jedoch das zufriedenstellendste,
das ich bisher hervorgebracht habe. Lebe, so gut du kannst, und
verschließe deine Augen nicht vor deinen Fehlern. Sollte ich einmal zu
Reichtum kommen, so setze ich ihn weise ein, sodass er zu einem Reichtum
aller wird. Holla, Marx grüßt. Bis dann, alsbald, euer Valentin, der
sich das Ganze endlich einmal vom Herzen geschrieben hat. Ps: Ich bin
jetzt bei einem neuen Host und es ist wunderschön. Mehr dazu später.

148
chapters/13_Erlebt.tex Normal file
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@ -0,0 +1,148 @@
\chapdate{09.12.2016}
\chapter{Er lebt}
Holla. Er lebt noch. Nach ein paar interessanten, angespannten und
entspannten Wochen nehme mir endlich einmal Zeit, einen überfälligen und
hoffentlich heiß ersehnten Blogeintrag zu schreiben.
Selten kam mir ein dermaßen praktischer Geistesblitz zu passe. So
einleuchtend im Charakter die Idee auch war, lange blieb Sie mir dennoch
verborgen. Die Rede ist von einem von mir nunmehr täglich in strenger
Disziplin geführten persönlichen Tagebuch als kleines accompagnement zu
meinem Work-Diary. Endlich muss man sich keine Sorgen machen, das
Unvergessliche, Erlebte in seiner schieren Masse zu vergessen. Jeden
Abend tippe ich also mehr oder manchmal auch, der Müdigkeit geschuldet,
weniger einen kurzen Tagesbericht inklusive neuer Erkenntnisse und
zwangsläufig auch Fragen. Zu eurem Leidwesen resultierte das Ganze in
einer BlogPostFaulheit, der ich mit diesem Eintrag ein Ende zu setzen
versuche.
Hmm. Wo waren wir stehen geblieben \ldots{} Ich war zurück von Fiji und
bin nun\ldots{}
\ldots{} in Whakatane, genauer: nahe Thornton Beach. Die Reise von
Wellington habe ich in zwei Hälften geteilt, um die Fahrt auch genießen
zu können. Gesehen habe ich den Tongariro National Park, oder besser:
ich habe ihn auf State Highway One durchfahren (wärmstens zu empfehlen),
ich bin auch gewandert und im eisigen Lake Taupo geschwommen.
Übernachtet habe ich in einem Backpacker Hostel und war sehr angenehm
überrascht. Sauber, leise, gemütlich und preislich sehr attraktiv stand
die Unterkunft, wie ich nun weiß, in angenehmen Kontrast zu anderen
Herbergen. Am zweiten Tag verfuhr ich mich erst einmal gründlich und
endete an einer abgesperrten Forrest-Road, dann an einer Weiteren und
schließlich auf dem Highway. Pünktlich zum Lunch fand ich beim dritten
Versuch das Haus meiner Hosts und siehe da, eine weitere sehr positive
Überraschung wartet auf mich. Wirklich direkt in den Sanddünen gelegen
und liebevoll gestaltet, ein Ort, besser als jedes Ferienhaus. Es lebt
sich sehr schön bei den Niederländern Wilhelmina und Gerrit und
besonders das Essen ist unübertrefflich. Die Beiden haben eine
unglaubliche Menge an Olivenbäumen und stellen mit ersten Plätzen und
Goldzertifikaten ausgezeichnetes Oliven-Öl her (und das erst seit
wenigen Jahren!). Die Arbeit ist relativ hart, aber abwechslungsreich.
Sogar auf dem Markt verkaufen durfte ich! Sehr spannend. Aus vielerlei
Perspektiven zählen Will und Gerrit zu den besten WWOOfing Hosts, bei
denen ich das Glück hatte, aufgenommen zu werden. In Konjunktion mit
meiner etwas merkwürdigen und gestressten Stimmung in den letzten Wochen
muss ich aber auch gestehen, dass ich die Sache etwas ambivalent sehe.
Diese Ambivalenz hat mir in letzter Zeit sehr viel zu denken gegeben.
Wir unterhalten uns wunderbar und sehr lang zu und nach den meisten
Mahlzeiten, dennoch sind die Hosts eher gut, aber nicht ``warm''. Das
mag von ihrer halb professionellen Einstellung gegenüber WWOOFern
liegen, wobei ich damit, nun da ich weiss, dass der Garten und das
Olivenöl wirklich nur Hobby sind, besser klar komme. Will und besonders
Gerrit sind schon über das Berufsleben hinaus (Gerrit ist 69 Jahre alt,
ich habe ihn auf Mitte 50 geschätzt), brauchen die Arbeit scheinbar aber
doch, denn besonders Gerrit arbeitet bis zum buchstäblichen Umfallen.
Von uns wird das nicht erwartet, aber dennoch spiegelt sich das in einer
gewissen Erwartungshaltung wider. In der Praxis erfährt man meistens
nur, wenn etwas falsch ist und muss Lob ``erfragen''. Das alles hat sich
wahrscheinlich durch die schiere Masse an WOOFern, die hier über das
Jahr arbeiten, so eingependelt und ist nun einfach hinzunehmen. Damit
ist es auch schwieriger motiviert und effizient zu arbeiten, da einem
immer die Angst vor dem Fehler im Nacken sitzt. Um einen Schluss damit
zu machen: Es sind die ersten Hosts, bei denen ich mich in der schwachen
Position des Bittstellers sehe. Daneben aber ist alles- und besonders
das Essen - tiptop! Jeder WWOOFing Host ist anders und das ist auch gut
so!
Nun, zu entspannen - das ist so eine Sache. Ich habe mich wohl etwas in
eine ``Ich muss meine ToDo-Liste abarbeiten, es so viel zu tun'' -
Stimmung hineingesteigert. Und da mir hier, weil ich endlich mal etwas
unternehme und wir so lang am Esstisch reden, erstaunlich wenig Zeit
bleibt, kann das sehr frustrierend werden. Ich sage mir jetzt: du kannst
nur das tun, was du auch wirklich jetzt tun kannst. Nun, das klappt mal
mehr und manchmal weniger, aber die Tendenz sieht gut aus.
Ich WWOOFe hier nicht allein. In den ersten zwei Wochen gab es noch eine
Kiwi WWOOFerin in den 40igern namens Tracy. Und Tracy war und ist
wirklich das Beste hier. Unglaublich großherzig, humorvoll und auch
tiefsinnig wurde sie mir zur guten Freundin, so gut, dass es nur mit
Micha zu vergleichen, nicht aber in Worte zu fassen ist. Tracy selbst
ist zwar viel gereist, war nebenbei aber Work-A-Holic und Mutter. Um mal
auszusteigen ist Sie geWWOOFt und schließlich hier gelandet. Das eigene
Land zu bereisen ist eine gute Idee. Nun, jetzt weiß ich, was ich mache,
wenn ich zurück in Deutschland bin.
Das wunderschöne Whakatane ist eine sehr offene, kleine aber schöne
Stadt und so verbrachte ich meine erste Woche hier damit zu arbeiten,
mir Sorgen zu machen und die Stadt zu bewundern. Will und Gerrit
schlugen eines Abends vor, wenn man schon einmal in der Gegend sei, die
Coromandel Halbinsel zu besichtigen (einen der schönsten Landstriche
Neuseelands). Ich, immer noch meschugge vom Ankunfts-Schock (irgendwie
hab ich den bei neuen Hosts immer), legte die Idee erst einmal zu den
Akten, bis Tracy vorschlug, man könne doch zusammen reisen. Also setzten
wir uns ans Planen (ich hasse planen, habe aber noch zwei Nachmittage
mit dem Planen meines Südinselaufenthaltes verbracht) und brachen bald
darauf zum wunderbaren 4-Tages-Trip auf. Und wieder hatte ich großes
Glück, Tracys wunderbaren Bruder, dessen Frau und weitere Freunde kennen
zu lernen, bei denen wir übernachten durften. Es war eine gute
Erfahrung, zu sehen, wie viele warmherzige Menschen es auf der Welt
gibt. Besagte Freunde von Tracy waren in ihrer Kindheit wie zweite
Eltern für sie und somit waren viele Erinnerungen mit dem Besuch und dem
wunderbaren Stück Land, auf dem sie oft spielte (an der Formulierung ist
noch zu arbeiten), verbunden. An Sommertagen als 13- Jährige spontan auf
dem Meer drauf los zu segeln, das klingt für mich traumhaft und
unvorstellbar. Auch in anderen Hinsichten haben wir einen lohnenden Trip
verbracht. Das meine ich buchstäblich, denn die Aussicht war wundervoll
und ich durfte aus dem Fenster gaffen (und filmen, Verweis auf
Google-Photos), während Tracy halsbrecherisch im Kiwistyle fuhr. Um es
kurz zu machen: wir sind einmal rundherumgefahren und haben viel
gesehen. Dabei habe ich gelernt, dass Touristenattraktionen einfach
lächerlich sind und man schon mit ein paar wenigen Schritten in die
Natur für sich selbst und mit guten Menschen noch viel Schöneres erleben
kann. Nun ein Gutes hat es dann doch gehabt: den Touris am
Hot-Water-Beach dabei zuzuschauen, wie sie sich, Schulter an Schulter
stehend, gegenseitig die Sandlöcher zuschaufeln, war schon mit
erheblichen Amusement verbunden. Auch war der Anblick von Mount Manganui
atemberaubend.
Nun bin ich wieder zurück und muss wieder einmal gestehen, das ich trotz
der wunderbaren Reise froh bin, wieder Back-To-Normal zu sein (was auch
immer das beim WWOOOFing bedeuten mag).
Tracy ist weitergezogen, hilft ihrer Schwester beim Einrichten eines
Kindergartens und wird, hinter ihrer Tochter her, nach Asien (Cambodia,
Laos, etc\ldots) reisen. Ich indessen vermisse sie sehr, komme aber in
den Genuss, jetzt einmal den Erfahrenen spielen zu dürfen.
Das bedeutet, dass wir eine neue dänische WWOOFerin haben, mit der ich
mich schon recht gut angefreundet habe. Sie ist Psychologie- und
Neure-Sciences-Studentin und nimmt sich eine Auszeit vor ihrem
Master-Studium. Nun heisst es ihr die Neuseeländischen Verfahrensweisen
näher zu bringen und Erfahrungen weiter zu geben. Ist auf jeden Fall
sehr spannend für beide Seiten. Es ist erstaunlich, wie gut ich schon
zurechtkomme (immer noch entfernt vom Optimum). Leute kennenlernen, im
Supermarkt oder dem Hot Pool mit Wildfremden Freundschaften zu schließen
oder auf Mount Manganui mit einem Tschechen ohne großes Brimborium ins
Gespräch zu kommen, all das wäre für mich vor einem halben Jahr wohl
noch nicht möglich gewesen. Nun, ich hatte wohl keine Ahnung, worauf ich
mich einließ und das bekomme ich auch zu spüren, aber es lohnt sich. Ich
bin nicht frei von Zweifeln, was das WWOOFen betrifft, aber ich komme
immer besser zurecht und es steht mir immer noch offen, etwas anderes zu
machen, auch wenn mir der aktuelle Modus Vivendi sehr gefällt.
Merkwürdiger Weise lobt jeder mein Engisch\ldots{} nun ja, das Lernen
einer Fremdsprache ist hier nicht so selbstverständlich, wie in
Deutschland.
Damit gab es mal eine grobe Zusammenfassung und ich falle ins Bett.
Heute war Markttag und ich bin geschafft. :P

166
chapters/14_Weihnachten.tex Normal file
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@ -0,0 +1,166 @@
\chapdate{25.12.2016}
\chapter{Weihnachten}
Frohe Weihnachten euch allen. Zu guter Letzt hat sich vorgestern auch
bei mir eine weihnachtliche Stimmung eingestellt. (Auch dank Mamas
Lebkuchenpacket. Danke :P.)
\textgreater{} Und so begab es sich, dass Valentin, Sohn des Stefan
(Sohn des Otto), über eine Straße, die das Volk der Neuseeländer zu
jener Zeit State-Highway-One nannten, nach Wellington, der Wohnstätte
der Familie der Robertsons, zog. Aber es kamen ihm allerlei Sorgen und
Zweifel dabei. Jedoch als er sah, dass die Lande, an denen er vorbeizog,
der Heimat {[}zunehmend{]} ähnlich sahen, so wusste er, dass er dem
Hause des Matt und der Edith nahe war. Es ward wie ein Licht in seiner
Seele und er rief aus Halleluja und er pries den Herrn zum Feste der
Geburt Jesu mit Freunden und nicht in Einsamkeit zu sein.
Nach meinem letzten Blogeintrag führte die ganze Situation zu einer
kleinen, mehr oder weniger produktiven Aussprache mit meinen WWOOFing
Hosts. Um es zusammenzufassen kann man wohl sagen, dass wir uns etwas
falsch verstanden haben und ich insbesondere die Kritik des brummigen
Hosts zu streng nahm. In der Folge habe ich versucht, mich nach bestem
Willen zu verbessern, war jedoch weiterhin das Greuelventil für den
überarbeiteten Gerrit. Wilhelmina war jedoch so freundlich, mir dann
doch immer einmal zu signalisieren, dass ich nicht ganz so schlimm für
die beiden bin, wie ich vielleicht annahm. Auch die für die
Weihnachtszeit angereiste Tochter Kina trug zur Entspannung der Hosts,
und damit auch zur Entspannung meiner Situation, bei. Schlussendlich bin
ich dann am 19. Dezember im Guten und mit guten Erinnerungen
aufgebrochen, reich beschenkt mir einer Flasche Olivenöl und einem Glas
Honig.
Aufgebrochen zu einer wunderbar interessanten Reisewoche. Ich, von mir
aus, hätte wohl die letzte Woche vor Weihnachten einfach noch einmal
geWWOOFt und habe es Ediths Aufmunterungen zu verdanken, mich zu einer
kleinen Rundreise über die Ostküste bis zum Tongariro National Park
aufgerafft zu haben. Es brauchte einen arbeitsamen, aber sehr
interessanten Nachmittag und die Route war ausgeplant und die Hostels
waren gebucht.
Nach einer langen, aber sehr pittoresken Fahrt um das East Cape, auf dem
der östlichste Leuchtturm der Welt steht und bei dem ich zwei nette
deutsche Radler traf, wurde ich äußerst positiv von meinem Hostel
überrascht. Nicht allein waren die Umgebung und die Einrichtung
wunderschön, nein auch bekam ich kostenfrei, aufgrund von Unterfüllung,
ein Einzelzimmer mit Sonnenaufgangsblick, den ich, da ich ganz ohne
Wecker um 5 Uhr am Morgen erwachte, alsbald genießen durfte. (Um ehrlich
zu sein: die Sonne versteckte sich hinter einer Wolke, war also gar
nicht direkt zu erkennen, aber das Farbenspiel war dennoch sehr
ansehnlich.) Am nächsten Morgen war ich bereits auf dem besten Weg, nach
Gisborne weiter zu fahren, kam aber zu meinem Glück, dass mich wohl die
ganze Woche verfolgte, mit einem Schweizer Radreisenden ins Gespräch.
Ich entschied, noch eine Nacht im Hostel zu verweilen und brach zusammen
mit dem Schweizer zu einem sehr lohnenswerten Tagesausflug auf. Der
East-Coast scheint sehr beliebt unter Radfahrern zu sein, sodass es im
Hostel neben Anraud auch noch zwei niederländische und einen britischen
Radfahrer gab. Zurück zum Faden: Arnaud und ich wanderten also zu Cooks
Cove, einer kleinen Bucht, die Captain Cook bei seiner Umsegelung
Neuseelands entdeckt, und als besonders und außergewöhnlich schön
befunden hat. Und auch wir konnten diesem Urteil nur zustimmen, bot die
Bucht doch einen Anblick, wie ein Photo aus dem Reisemagazin. Sogar im
eiskalten Wasser konnten wir planschen. Danach haben wir uns noch den
längsten Anleger in der östlichen Hemisphäre (jaja der Begriff ist
inadäquat\ldots) angesehen und durchlaufen. Der besagte Anleger stammt
noch aus der Zeit nach dem Weltkrieg, als man in Neuseeland die Schafe
und Rinder zum Hafen trieb und direkt geschlachtet auf Kühlbote lud, um
das verwüstete Europa zu versorgen. Besonders ausgeprägt war diese
Verfahrensweise am East-Coast, der als ganzer Landzug bis weit ins
Inland eine einzige Farm ist. Es gibt in Neuseeland siebzig Millionen
Kühe, Rinder und natürlich Schafe auf viereinhalb Millionen Menschen und
trotzdem sind Milch und Fleisch teuer. Das liegt, wie mir vom
sympathischen Hotelbesitzer erklärt wurde, am wunderbaren, komplett
freien Handelsmarkt in Neuseeland. So verkauft man lieber im Export und
wer im eigenen Lande auch noch etwas abhaben möchte, der zahlt doch
bitte dieselben hohen Preise. Es gibt hier keine Zuschüsse und keine
Unterstützung, sodass den Farmern nichts anderes übrig bleibt, als
mitzuspielen, um im Geschäft zu bleiben.
Da mir das nicht genug Aktivität für den Tag war und es mir nach
Abenteuer (Querfeldeinmarsch) stand, habe ich am Abend noch den Hügel
hinter dem Hostel erklommen. Mein Ehrgeiz peitschte mich bis zehn Meter
unter den Gipfel, den ich dann aber im Angesicht eines Geröllhanges zu
meiner Linken und Felsblöcken zu meiner Rechten nicht mit Sandalen an
den Füßen beklettern wollte. Auf dem Weg nach unten beschloss ich einen
scheinbar direkteren Weg zu nehmen, endete im Dickicht und musste
umdrehen, um nach einer anderen Route zu suchen. So habe ich gelernt:
Nimm immer den Weg zurück, den du gekommen bist. (Denn du weißt, dass er
funktioniert.) Aus einem zwanzigminütigen Spaziergang wurde also eine
zwei Stunden Wanderung. Auch die Blasen, die ich mir in meinen
Wanderschuhen beim Austragen von Werbezettelchen für meine Hosts (30km
in zwei Tagen) gelaufen habe, dankten es mir. Zum Abend kochte ich mit
Arnaud ein paar Nudeln, die wir dann zusammen mit zwei frisch
angekommenen und recht planlosen deutschen Mädels (auf die meisten
unserer Fragen gaben sie dieselbe Antwort: ``Wir wissen {[}es{]}
nicht\ldots'') verspeisten.
Am nächsten Tage ging es schließlich weiter zum Tongariro National Park.
Einen Zwischenstopp machte ich in Gisborne, um mir im dortigen Park ein
wenig die Füße zu vertreten, eine Statue von Captain Cook zu bewundern
und das Östlichste Observatorium der Welt anzusehen (Naja, eben nur ein
kleines weißes Haus mit Kuppel :P.). Im Anschluss daran durfte ich auf
einer Sechsstündigen Fahrt allerhand schöne Natur bewundern und legte
mich im Hostel nach einem kleinen Abendbrot direkt schlafen.
Um fünf Uhr in der Frühe peitschte ich mich am folgenden Tage aus dem
Bett, um das Shuttle zur Tongariro Alpine Crossing zu erwischen. Ja,
auch ich habe mich mal wieder wie ein Tourist benommen und bin die
berühmte 19 Kilometer lange Crossing gewandert. Trotz der den Blick
versperrenden Wolken habe ich Ansichten genossen, die mich erstaunten
und die wohl in ihrer Unwirklichkeit unvergleichlich mit allem bisher
Gesehenen waren. Und trotzdem verspürte ich eine Ambivalenz, fühlte ich
mich doch aufgrund der schieren Massen anderer Wanderer, die auf dem
Wege vor und hinter mir mehr oder weniger motiviert marschierten, sehr
gewöhnlich. Nachdem ich den großen Anstieg, der uns gleich am Anfang
erwartete, fast rannte und viele überholt habe, traute ich mir zu, den
in Wolken verhüllten Ngauruhoe (Mt. Doom aus TLOTR) zu besteigen. So
machte ich mich zusammen mit einem freundlichen Briten an den Aufstieg.
Als sich die Sicht dann aber auf einige Meter beschränkte und ich in der
Aussicht, einen Geröllhang zu erklettern, zunehmend die Nerven verlor,
beschloss ich umzukehren und meine Kräfte für die verbleibenden 12
Kilometer auf der Crossing aufzusparen. Derselben Ansicht waren zwei
junge Damen, denen ich mich für eine Weile der Wanderung anschloss.
Gesellschaft ist manchmal eben doch dem einsamen Vor-sich-hin-grübeln
vorzuziehen. Der weitere Verlauf meiner Wanderung lässt sich besser
photographisch beschreiben und ich verweise hiermit wieder einmal auf
meine Photofreigabe. Nachdem mich über die letzten Kilometer die Massen,
die ich zuvor überholte, ihrerseits überholten, weil meine mit Blasen
übersäten Füße so furchtbar schmerzten, ging es zurück ins Hostel. Um an
Toast zu sparen, kochte ich mir Pfannkuchen mit einer herzhaften und
sehr schmackhaften Füllung und auch am Folgetag fand ich große Freude an
der Kocherei und versuchte meine Vorräte möglichst effizient zu
verkochen (Spiegelei mit der restlichen Füllung und Crêpes als
Toastersatz :P).
Am 23. Dezember erwischte ich die letzten sonnigen und regenfreien
Stunden, um zu den überaus ansehnlichen Tarnaki Falls zu wandern, wobei
man sowohl die typische Tongariro Steppe (mit Blick auf die Vulkane),
als auch den grünen Native-Bush bewundern durfte. Witzigerweise waren
wir fast genau vor drei Jahren schon einmal in der Gegend und mir stand
im erstklassigen Museum und Visitor Centre Vorort ein Deja vu bevor.
Sowohl die Wanderung als auch das Visitor Centre befinden sich nahe des
Whakapapa Village, eines von Ski-Enthusiasten gegründeten Feriendorfs
mit allerlei Restaurants, Cafes und Unterkünften (unter ihnen auch das
berühmte Baudenkmal und Skihotel Chateau Tongariro, endlich einmal ein
richtiges Steingebäude!). Aus Neugier fuhr ich zu guter Letzt auch die
Straße zum Skigebiet hinauf, um inmitten von Nebel, Regen und Wolken
Skilifte und Felsklippen zu bewundern (sehr surreal).
Das Weihnachtsfest mit Edith und Familie war sehr harmonisch und
gemütlich, sodass ich es endlich einmal geschafft habe, richtig zu
entspannen. Ich kann mich glücklich schätzen, so reich beschenkt worden
zu sein (Danke Mutti und Papi und Omi und alle anderen ;)!). Auch das
Weihnachtsabendessen im `München', einem deutschen Restaurant, schmeckte
überaus gut. (Ich habe irgendwie das Talent, immer den größten Appetit
mitzubringen und die kleinste Portion abzubekommen. :P)
Am Weihnachtstage dann ging ich (zum ersten Mal seit langem) in die
katholische Kirche in Khandallah und musste feststellen, dass selbst ich
die Gemeindegemeinschaft doch sehr vermisst habe. Auch die Predigt des
humorvollen Pfarrers zum Thema ``Ist Religion eine Ausflucht'' (Sie ist
keine, sie ist eine Hilfe \ldots{} ein Mittel gegen spirituelle Armut
\ldots) war zugegebenermaßen sehr interessant.
Punkt. :) Die nächsten Tage werden hoffentlich sehr entspannt :).
Eine Frohe Weihnacht und vielen Dank für eure Geduld.

111
chapters/15_Sueden.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,111 @@
\chapdate{12.01.2017}
\chapter{Sueden}
Grüße von der Südinsel.
Mit einem tollen Blick auf das Gebirge im Norden der Südinsel verfasse
ich mal wieder einen kleinen Bericht für euch. Da ich zur Zeit mal
wieder dabei bin, neue Berge zu erklimmen, werde ich mich etwas kürzer
fassen, als es in Anbetracht der seit dem letzten Post vergangenen Zeit
vielleicht zu erwarten wäre.
Nachdem mein Auto, in dem ich klugerweise ein Licht über die Nacht
brennen ließ, nach einer in aller Frühe durchgeführten Starthilfe mit
dem fünften Versuch dann doch noch startete, habe ich die Fähre zur
Südinsel noch erwischt und bin nach einer langen Tagesreise bei meinem
neuen WWOOFing Host angekommen. Irgendwo im Nirgendwo auf einem kleinen
Hügel liegt ein kleinen Bed and Breakfast, in dem ich nun einen
phänomenalen Ausblick genießen kann. Reg Turner, mein Host, hat die Idee
der Luxus-Lodges überhaupt erst nach Neuseeland gebracht und sich jetzt
hier zur Ruhe gesetzt. Ich kam nach meiner letzten WWOOFing Erfahrung
mit etwas verschobenen Erwartungen auf die Südinsel, nur um zu erkennen,
das Whakatane wohl eine Ausnahme darstellt. Mit Reg ist es ein ganz
anderes Gefühl. Die eigene Arbeit wird gewürdigt, Initiative begrüßt und
vor allem werden Fehler verziehen.
Ich wohne in einem kleinen Bungalow neben der Lodge und habe die ersten
Nachmittage damit verbracht, denselben ein wenig zu säubern und
herzurichten. Nichts Gravierendes, aber man möchte es ja gern ein wenig
wohnlich haben. Ich genoss also die ersten Tage, allein zu sein und
meinen Bungalow für mich zu haben. Doch bevor ich mich von der
Gesellschaft abnabeln konnte, schneite ein französischer WWOOFer herein.
Welch ein Glück, denn zu mehreren macht WWOOFen immer mehr Spaß. Meddy
ist Bäcker und buk zu unserer großen Freude gleich am ersten Tag ein
wunderbares Brot. Fasziniert von dieser Kunst bat ich darum, mich auch
einmal an einem Brot versuchen zu dürfen. Gesagt, getan: gestern habe
ich schon mein drittes Brot gebacken und seitdem ich herausfand, wie
schön das europäische Brot doch ist, bisher kein Toastbrot mehr
angerührt. Das Brotbacken nimmt erstaunlich viel Zeit in Anspruch, ist
aber aufgrund der kreativen Freiheiten (Gemüse in's Brot backen :P) eine
sehr interessante Beschäftigung. Zwei Tage nach Meddys Ankunft waren wir
dann schon vier WWOOFer. Zwei deutsche WWOOFer sind zu uns gestoßen und
wir sind nun eine eifrige Task-Force für den Sommer-Cleanup. Ich selbst
habe die letzten Tage, nachdem zuerst aufgrund des Regenwetters
Hausarbeit angesagt war, die etwas abenteuerlich steile Auffahrt mit dem
Weedeater gemäht. Heute dann haben wir die Garage einmal gründlich
aufgeräumt und durchetikettiert.
Erstaunlicherweise habe ich schon am zweiten Tag frei bekommen und
daraufhin versucht Mount Stevens zu besteigen. Auf halbem Wege zum
Gipfel fiel mir dann aber auf, dass ich zwar mein Wasser sehr
vorausschauend aufgefüllt, aber nicht eingepackt hatte. Also kehrte ich
um und das zu meinem Glück, denn der Berggipfel war auf einmal in
bedrohlich dunkle Wolken gehüllt. Auf dem Rückweg motivierte ich dann
noch eine ganze Reihe von Unentschlossenen in das eiskalte Flusswasser
zu springen, indem ich mit gutem Beispiel voran ging. Ein paar Tage
später wanderte ich zu ein paar Höhlen (Grüße an Firouz und Familie!)
und traf einen amerikanischen Reisenden aus Australien, mit dem ich mich
prächtig über dies und jenes unterhielt und den ich schon bald als
Freund und Seelenbruder gewann. Da ich unmöglich alle Kontaktdaten
meiner überaus glücklichen Begegnungen in Neuseeland festhalten kann,
habe ich jetzt eine neue Datei eröffnen müssen. Erstaunlich, wie viele
tolle Menschen es gibt.
Ich war sehr glücklich, als Kyle, so der Name der Wanderbekanntschaft,
mir erzählte, dass ihm im Weka Workshop ähnliches widerfahren ist, wie
mir. Der Weka Workshop, den ich auf einer kleinen Fahrradtour entdeckte,
ist eine tolle Galerie von sehr ansehnlicher Holzarbeit. Wenn man das
Grundstück, auf dem sich diese Ausstellung befinden soll, betritt,
strahlt einem ein großes, rotes Schild: `OPEN' entgegen. Davon
eingeladen fange ich also an, durch den Garten, auf den die Einfahrt
führt, zu schlendern und eifrig photographisch zu dokumentieren, wie
schön der Ort doch sei. Nach einer Weile kommt dann der Besitzer zu mir
herüber und fragt mich, wer ich denn sei und warum ich denn einfach so
in fremder Leute Gärten herumschlendere. Ganz perplex antworte ich
ehrlich und wenig gewitzt, dass ich wohl von dem Schild in der Einfahrt
verwirrt gewesen sein musste und ich normalerweise nicht die Gewohnheit
pflege, Grundstücke als öffentlich zu betrachten. Ich hätte natürlich
behaupten können, dass der sehr schön angelegte Garten an sich doch
schon ein Kunstwerk oder eine Galerie, wie sie auf dem Eingangsschild
beworben wurde, darstellt. Wie auch immer. Der Herr erwiderte dann, dass
er nicht hinter Schildern und Zäunen leben möchte und deshalb seinen
Garten nicht als privat markiert hatte. Warum er aber vor seinem Haus
eine Kette mit dem Schild `Private' aufgehängt hatte, war mir dann nicht
ganz klar. Vielleicht sind Ketten O.K. oder er hat Spaß daran, harmlose
Touristen in die Irre zu führen, die annehmen, dass alles als nicht
'Privat' Gekennzeichnete erlaubt ist. Mit dem Schrecken habe ich mir
dann noch die eigentliche Ausstellung angesehen. Interessante Möbel von
Brettchen, verziert mit kleinen Holzpilzen, über Lampenständer bis hin
zu verrückten Tischen und Schränken waren zu bestaunen. Falls also
jemand Interesse an einem schön verzierten Holzlöffel hat, so melde er
sich jetzt!
Auch erwähnenswert ist der Ausflug zum Farewell Spit, den ich und Meddy
unternommen haben. Das Farewell-Spit ist die lange, dünne, aus einem
einzigen langen Strand bestehende nördlichste Landzunge der Südinsel,
die man sogar mit exorbitant teueren Tourbussen befahren kann. Wir sind
über die nächstgelegen Hügel gewandert und hatten einen erstaunlichen
Ausblick auf das von einem Sandsturm überholte Spit. Ich habe an diesem
erstaunlich schöne Natur und noch viel schönere Strände sehen dürfen,
muss aber zugeben, das ich selbst in Wellington noch nie so einen Wind
erlebt habe. Der Wind machte alles aber noch viel interessanter, denn
jeder hat Bilder vom Farewell Spit, aber wer hat schon Bilder von einem
Sandsturm auf der Landzunge? Die wandernden Dünen und blauen Wellen auf
dem Whariki-Beach zu betrachten, war auch eine sehr eindrucksvolle
Erfahrung. Gleich zwei Landschaftswahrzeichen an einem Tag! Abends dann
bin ich nach dem Brotbacken dann in mein Bett gefallen und erst gegen
zwölf eingeschlafen.
So weit so gut. Das waren die bisher südlichsten Abenteuer des Valentin
in einer (sehr,) sehr kurzen Fassung. Danke fürs einschalten und bis zum
nächsten Mal liebe Kinder :).

120
chapters/16_MehrSueden.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,120 @@
\chapdate{27.01.2017}
\chapter{Mehr Sueden}
Ein Gefiddel ist das mit Gnu Emacs, aber man will ja nicht ewig mit
Apple TextEdit weitermachen. Nachdem ich jetzt final auf Linux
umgestiegen bin, versuche ich nur noch "professionelle" Linux-Hacker
Software zu benutzen. In der Tat hat der Linux-Umstieg in letzter Zeit
den größten Teil derselben aufgefressen. Aber nun habe ich mein schönes
Arch Linux Setup und kann dem Herumgetippe endlich ohne USB-Wlan Dongle
und abrupte Systemabstürze frönen.
{[}Fahrradfahren. Hechel\ldots{} Sitz viel zu niedrig, lässt sich aber
nicht auf meine außernormlichen Dimensionen einstellen.{]}
Nun sitze ich - beschienen von der goldenen Abendsonne - auf einem Hügel
mit Blick auf den Tahunanui Beach und das unglaublich blaue Meer. Nach
einem sehr interessanten Film im Pseudo-Dokumentarstil musste ich mich
noch einmal abreagieren und das schöne Wetter genießen.
Auch meine letzten Tage in Collingwood waren, wie auch die Wochen davor,
sehr interessant und reich an Schönem. Ich durfte jeden Tag aufs Neue
die unglaublich fabulöse Aussicht auf die Berge genießen und, als sei
das nicht schon Freude genug, wurde auch meine Arbeit vom ausgesprochen
gutherzigen Reg Turner geschätzt.
Eines Abends fand ich einmal mehr besonderes Vergnügen daran, mit dem
ungefederten Fahrrad der Lodge über die ungeteerte Straße des
Arorere-Valleys zu touren. Ich stürzte mich also die
abenteuerlich-steile Auffahrt herunter, wurde mir unter großem Entsetzen
bewusst, dass das Betätigen der Bremsen meine halsbrecherische Tour
nicht nennenswert verlangsamt und doch kam ich dann mit sehr viel
ungewollter Mountainbike-Action auch tatsächlich heil am Ausgangstor an.
Und weiter ging es querfeldein (Staubstraße), bis ich irgendwann über
eine Brücke mit toller Aussicht bis zum Anfang des Boulder Lake
Wanderwegs radelte. Eigentlich trivial, aber wegen der schönen Aussicht
auf die Berge und das Tal trotzdem erwähnenswert. Meinen Rückweg meinte
ich durch die Wahl einer Privatstraße verkürzen zu können, hatte aber
dabei nicht einkalkuliert, wie einschüchternd die geballte Neugier von
einhundert Rindviechern sein kann.
Tags darauf wollte ich den Milnthorpe Park besichtigen und entschloss
mich, anstatt des Autos das Fahrrad als Transportmittel zu wählen.
Fleißig deichselte ich nach Collingwood, um einen Brief abzusenden und
mir auf dem Weg einen Ausguck und den alten Friedhof anzusehen. Kurz
darauf rutschte mein Hinterrad seitlich auf der Geröllstraße (was für
eine Deichselarbeit!) weg und ich führte ein sehr akrobatisches Ballett
auf, um bis auf ein paar Schrammen an der rechten Hand unversehrt zu
überleben. Ein paar ruhigere Minuten später durfte ich dann den Freuden
von gut angelegten Spazierwegen in schöner Natur und kostenloser Karten
hingeben, als ich den schattig-kühlen Park erreichte. Nachdem man nicht
endemische Bäume in das Brachland gepflanzt hatte, konnten auf deren
'Ausscheidungen' und in deren Schatten auch die nativen Pflanzenarten
Fuß fassen und in den letzten 30 Jahren einen ganz ordentlichen Wald
entstehen lassen. Auf einer schönen Bank mitten im Wald las ich dann ein
wenig in Utas Neuseelandbuch, tunkte mich kurz ins kühlende Nass und
fuhr zurück nach Hause. (Wobei es der Kühlung im verrückt-kalten
Neuseeland Sommer nicht immer bedarf\ldots) Die letzten Meter bergauf
musste ich schieben, um den Kampf mit Kälte und Hunger zu überstehen.
Allein der Gedanke an das Abendbrot hielt mich auf Kurs und nach vielen
Mühen wurde die Hoffnung Wahrheit, sprich, ich aß eine doppelte Portion
und war glücklich.
Am Tag vor meiner Abreise nach Nelson beschloss ich um 5 Uhr am
Nachmittag noch eine kleine Wanderung anzutreten. Ich zog auf den
Knuckle-Hill, um die Aussicht noch ein letztes Mal genießen zu können.
Dabei verkalkulierte ich mich aber gründlich, nicht nur bei der Länge
der Auffahrt, sondern auch bei der Wanderdauer, und erschien erst um
zehn Uhr abends zurück zum Abendessen! Aus einer zwei Stunden Tour wurde
eine Fünf-Stunden-Odyssee. Verwirrender Weise gab man auf dem Schild
zwar die Entfernung für Hin- und Rückweg, aber nur die halbe Zeit an!
Gleich zum ersten Tage ein Abenteuer. Nachdem ich ausgepackt hatte,
gingen Cathy Jones, mein neuer Host, und ich einkaufen. Ich war positiv
überrascht, dass man mir sogar Pineapple-Lumps (Yummy) spendierte. Im
Verlaufe des Nachmittags ging es aber Cathys Rücken immer schlechter,
bis sie kaum noch das Auto besteigen konnte und somit gab es Takeaways
zum Abendbrot und wir fuhren zur Notaufnahme. Nachdem wir bis 12 Uhr in
der Nacht gewartet hatten (ich unter äußerst spannender Lektüre von
\url{http://www.catb.org/esr/faqs/hacker-howto.html}
wurde dann ein weiterer kollabierter Wirbel diagnostiziert, Cathy bekam
Schmerztabletten und es war an mir, den 4x4 nach Hause zu fahren.
Nach kleinen Ausflügen in die Stadt am Folgetag verbrachte ich den
Samstag mit Edith und Konsorten und mir wurde lecker Abendessen im
Lemongrass Restaurant beschert. Am Sonntag besuchte ich die Kathedrale,
denn ich muss zugeben, dass mir der Gottesdienst sehr gut zur
Gedankenstimulation gereicht und auch die Gemeinde etwas Schönes ist,
wenn man der Heimat so fern, wie ich es bin, ist. (Meine ausführlichen
Gedanken zur Religion schreibe ich aktuell nieder). Montags dann
wanderte ich im Zealandia-Clon in der Nähe von Nelson und durfte ganze
3! unüberbrückte Bäche durchwaten. Eine sehr spannende Erfahrung,
besonders, wenn das Wasser dermaßen kalt ist! Abends beglückte ich Carl
dann bei Alex und Pauline mit einer kleinen Spiel-Session, nachdem er
sich über die gesamte Weihnachtszeit über einen Mangel an Zuwendung
meinerseits beschwert hatte. Finalement gab es ein wunderbares BBQ mit
deutschen Würsten vom Markt.
So viel Frischluft, wie in Neuseeland hatte ich wahrscheinlich noch nie,
denn nicht nur arbeite ich meist draußen, sondern ich wandere auch des
öfteren unter der Woche. So bestieg ich auch vorgestern einen Hügel mit
phänomenaler Aussicht über Nelson. Gestern dann war ich in
Indoor-Stimmung und so gingen Cathy und ich ins Kino, um 'Operation
Avalanche' zu sehen. (Siehe Anfang des Posts\ldots)
Cathy ist ein wunderbarer Host und wir schätzen uns beide sehr. So ist
es schade, dass ich nächste Woche schon wieder weiterziehe, aber wozu
bin ich denn sonst in Neuseeland?
Ich sehe viel und erforsche die Umgebung. Dennoch ist es jedes Mal aufs
neue eine Schwierigkeit, sich umzustellen. Mittlerweile geht es aber
immer einfacher über die Bühne und ich kann auch in andere Richtungen
denken.
So schwenkte mein Interesse in letzter Zeit auf das Programmieren und
den Computer im Allgemeinen um. In den letzten zwei Wochen habe ich
meiner Meinung nach sehr tiefe Einsichten gewonnen und verstehe nun
endlich in allen Dimensionen, wozu ein Betriebssystem überhaupt da ist.
Mal sehen, wohin und wozu mich das führt \ldots{}
Bis dahin alles Gute, Amigos!

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@ -0,0 +1,115 @@
\chapdate{10.02.2017}
\chapter{Sued Nord Westen}
Zumindest einen kleinen Bericht bin ich euch schuldig.
Meine verbleibenden Tage in Nelson waren wunderbar und wieder empfinde
ich große Dankbarkeit, war Cathy Jones doch wieder so gut zu mir. Wenn
man in der Gegend ist, dann gilt es unter Reisenden schon fast als
Sakrileg, den Abel Tasman National Park nicht zu bewandern. Da ich ein
Greenhorn bin, habe ich mich einmal mehr für die Tagestour entschieden.
Also stehe ich pünktlich um 6:30 Uhr auf, um dann 9 Uhr gerade noch mit
guter Not das Wassertaxi zu erreichen. Allein die Schiffsfahrt lohnte
schon des Ausflugs. Mit einem Affenzahn ging es zuerst auf eine kleine
Exkursion zum Split-Apple Rock, einem in der Mitte gespaltenen, aus dem
Wasser ragenden, kugelförmigen und sehr apfelähnlichen Felsbrocken, und
danach durch diverse Buchten, bis ich in der Torrent Bay aussteigen
durfte. Unter anderem gab es auch neuseeländische Pelzrobben zu
bestaunen. Meine Sorge, der Wanderweg würde von den Horden in den Booten
(die Wassertaxis waren bis auf den letzten Platz besetzt) überrannt
werden, wurde erst von mir genommen, als ich erfuhr, dass alle Fahrgäste
außer mir selbst bis ganz zum Anfang des Wanderweges fahren (ich mache
ja nur eine Tagestour). Einige Minuten später ging mir dann auf, dass
die Bote schon seit Tagen Hochkonjunktur feierten und ich mich beim
Wandern einer reichlichen Gesellschaft erfreuen durfte. Und doch war es
wie im Paradies (und das Optische ist ja ausreichend photographisch
dokumentiert und bedarf keiner weiteren Erläuterung). Alle Traumstrände
waren wie leergefegt. Kein Mensch, keine Robbe, keine Sandfly. Alle Welt
wandelte auf den Wegen, denn zum Baden gab es zu viel \ldots{} \ldots.
naaa \ldots. Niederschlag! (Wer ist jetzt in poetischer Stimmung?) Immer
munter zog ich also ohne Angst vor Sonnenbrand unter dem schützenden
Wolkendach daher und ließ den Regen hinter mir. (Als ich einmal den
Fehler machte, hinter mich zu schauen, jagte mir eine graue Regenwand
einen Mordsschrecken ein!). So wanderte ich also für meine ersten sechs
Kilometer fröhlich vor mich hin, bestaunte und entspannte. Plötzlich
deutet eine Dame von durchaus seriöser Erscheinung auf den
nächstgelegenen Felsbrocken und erklärt mir, dass ich da einen
Dinosaurier sehen könne. Bevor ich antworten kann, fährt sie fort, dass
man weiter unten am Hügel noch einen Wal erkennen könne und generell die
ganze Küste aus allerlei Versteinertem bestehe. Ich, der ich immer noch
glaube, es gehe nur um visuelle Ähnlichkeiten, möchte gerade einräumen,
dass der zuerst erwähnte Felsbrocken für mich wie ein Fisch aussehe, als
mir die Dame mit Überzeugung entgegnet, dass sie auf der Bootsfahrt
(nicht auf meinem Boot\ldots) Knochenstaub auf den Füßen hatte und nur
Dinosaurier und Wale, nicht aber Fische dieselben aufweisen. Danach
wünscht sie mir einen schönen Tag und zieht schnurstracks von dannen.
Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob irgendeine Art Spaß mit mir
getrieben wurde, hätte aber gern entgegnet, dass sich für allerlei
unverstandene Dinge allerlei mehr oder weniger plausible Erklärungen
finden lassen können. Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten
soll. Vielleicht sollte mir das zeigen, dass jeder, der nur genügend
Selbstbewusstsein besitzt, den größten Humbug von sich geben, dabei aber
immer überzeugend und seriös erscheinen kann.
Nach meiner Mittagspause fühlte ich mich miserabel und begann daran zu
zweifeln, dass ich, wenn ich mich nach schon 6 Kilometern so schlapp
fühle, die restlichen 14 noch schaffen kann. Zwei Kilometer später wies
auf einmal ein kleiner Wegweiser auf eine kurze Abzweigung (500m) zu
Cleopatras Pool hin. Keine zwei Kilometer, wie ich irrtümlicherweise in
meine Gratis-Karte hineininterpretiert hatte. Eine echte Gumpe, in
Korsika Qualität: Phänomenal und dann zeigt sich auch, zum einzigen mal
an diesem Tag, der Sonnenschein. Nichts wie \ldots{} \ldots{} in's
Wasser (ätsch, schon wieder nicht gereimt). Wirklich kalt, aber ebenso
erfrischend! Nach dieser kleinen Planscherei verging der Rest der
Wanderung durch die fast schon monotone Schönheit des Abel Tasman Parks
wie im Fluge. Zum Abendbrot gab es nach einer durch enorme Nachfrage
bedingten halbstündigen Wartezeit einen überaus bemerkenswert
schmackhaften Burger aus dem Fat-Tui Food-Truck.
An meinem letzten Tag in Nelson war ich noch einmal in der Suter Art
Gallery und habe wieder nur einen Raum geschafft, weil man schon um 4:30
Uhr schließt! Auf der Suche nach einer neuen Mechanik für meinen Bass
bin ich dreifach am Musikladen vorbeigefahren. Danach schien mir das
Glück hold zu sein, so gab es tatsächlich einzelne Mechaniken zu kaufen.
Aber immer waren die Tuner für die falsche Seite, aus welchen Ecken der
Verkäufer Sie auch hervorzauberte (und der dieser Ecken gab es viele).
Danach bin ich aus Zufall noch einem Schild zum "Center of New Zealand"
gefolgt und hatte einen tollen Ausblick auf Nelson und das quietschblaue
Meer.
Jetzt bin ich am Westcoast und schreibe diesen Blogpost im gemütlichen
Sofa des netten Hosts. Ich wohne hier einmal mehr irgendwo im Nirgendwo
und wir haben nur Solarstrom und Regenwasser. 'Nur' ist vielleicht zu
kurz getreten, denn wir kommen damit ohne große Limitierungen über die
Runden und ich bin erstaunt, wie wenig Solarpanele er auf dem Dach hat.
Schon an meinem ersten Tag wurde mir eröffnet, dass man (John, der Host,
sein Freund Michael und die 3 anderen WWOOFer) am Wochenende einen
Campingausflug in die Berge antreten wollte, um den Weg mit Sägen und
Scheren wieder gangbar zu machen und zu markieren. Hurra \ldots{} soll
ich jetzt in Freude oder Angst ausbrechen? Ich habe noch nie in der
Natur gecampt \ldots{} will ich diese Erfahrung überhaupt machen? Ich
nahm die Herausforderung an und so ging es 5:30 in der Frühe los und ab
in den Bush! Motivierende Sprüche wie: "Das Gefühl, Durst zu haben, ist
nichts schlimmes" (im Angesicht unserer begrenzten Wasservorräte)
brachten uns schon einmal in die rechte Stimmung :).
Zusammenfassend ausgedrückt muss ich eingestehen, dass der Trip
schrecklich grausam, aber lehrreich und eine tolle, besser nicht zu
wiederhohlende Erfahrung war. Selbst der "professionelle" und
abgehärtete Host John, der als Arzt schon in Afghanistan und am Südpol
war, musste zugeben, dass der Trip wohl eher "extrem" war. Im Grunde
sind wir zwei Tage lang klitschnass einen Berg hinauf (leider nicht ganz
bis zum Gipfel) und danach eben wieder hinab gestiegen. Dabei hatten
John und Michael den Zustand des Tracks an beiden Tagen etwas sehr
optimistisch eingeschätzt. Da meine Regenjacke leider nicht wasserdicht
war und ich zu wenig Wechselsachen eingepackt hatte, war ich wohl eher
selbst schuld an meinem Unglück. Der sonnige Abend auf einem Hügel auf
halbem Weg bergauf (unserer "Camp-Site") belohnte die Mühe mit tollen
Ausblicken, \textbf{\textbf{Trockenheit}} und einem gewissen
Siegesgefühl.
Während der letzten Tage habe ich den Westcoast auf weniger dramatische
Weise erforscht und sehr viel Schönes gesehen. Die Fotos werden folgen,
sobald ich wieder eine gute Internetverbindung habe.
Bis dahin: Alles Gute und danke für's Lesen.

7
chapters/18_Episoden.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,7 @@
\chapdate{03.03.2017}
\chapter{Episoden}
So vieles habe ich erlebt. Um nicht gleich im Angesicht der
Niederschrift meiner Erlebnisse zusammenzubrechen, teile ich meinen Post
in kleinere, auch für den Leser angenehmere Stücke auf. So folgt auch
gleich:

36
chapters/19_Berge.tex Normal file
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@ -0,0 +1,36 @@
\chapdate{04.03.2017}
\chapter{Berge}
Ein nächster Tag auf Reisen. Dieses Mal in die Berge. Nach unschuldiger
Fahrt durch ein Flachland um Greymouth eröffnet sich plötzlich ein
unerwartet beeindruckender Anblick und ich drücke auf die Bremse, damit
mir die Sicht nicht so schnell wieder vom Bush verschluckt wird. Von
einer kleinen Anhöhe aus erstreckte sich einmal mehr ein Flachland, dass
alsbald jedoch in ein echtes Tal überging, umflankt von Wendelsteinen.
Es waren bei weitem nicht meine ersten Berge auf der Südinsel, doch
vielleicht die schönsten. Jeder kennt die besondere Mächtigkeit der
Berge.
Zusammen mit 100 Lastwagen, die allesamt schneller vorankamen als mein
grüner Demio, hatte ich noch eine interessante und beeindruckende Fahrt
über Brücken und durch halboffene Tunnel. Unter wechselhaften Wolken,
die mir mal Regenschauer und mal Sonne bescherten, kletterte ich in
kurzen Hosen und mit gegen den Wind modifiziertem Sonnenhut (umgedreht
und die Krempen mit dem Halteband über meine Ohren gebunden) hinauf zum
Temple Basin Ski Field, bei dessen Anblick mir die Natur der
neuseeländischen Skifahrer bewusst wurde: steile Hänge, endend in
Furchen und Wasserfällen. Und auch schneebedeckte Gipfel boten sich mir
auf der anderen Seite des Tales da. Und es ward windig, es ward kalt und
Valentin stieg hinab ins Tal geschwindig oder er ward nicht mehr alt.
Zum Abend ging es weiter ins Arthurs Pass Village zur Übernachtung im
"The Sanctuary" Hostel. Zugegeben, das Hostel war \underline{sehr}
Basic, nicht mehr als eine Tramping Hütte mit einer Küche und, Gott sei
Dank, einer Heizung, aber die Leute waren nett. Unter ihnen auch ein
deutscher Informatiker, mit dem ich im Dunkeln noch zu ein paar
beleuchteten Wasserfällen spazierte.
Der Besitzer des Hostels war auch ein lustiger Kauz, mit einem
Kajakverleih in Lyttleton bei Christchurch. Bezahlt wird im Hostel über
eine Vertrauenskasse, wenn er absent ist :). Müde ward ich und so ging
es zu Bett. Am nächsten Morgen folgten: \underline{Mehr Berge} .

65
chapters/20_MehrBerge.tex Normal file
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@ -0,0 +1,65 @@
\chapdate{05.04.2017}
\chapter{Mehr Berge}
Welch Turbulenzen! Eddies und Wirbel haben den Blog ganz aus meinem
Geiste geblasen! Jetzt ist es aber höchste Eisenbahn, die nächste
Fortsetzung zu schreiben. Also dann mal ran an den Speck.
Wo waren wir stehen geblieben \ldots{}
Endlich einmal hatte ich das Vergügen, meinen Schlafsack auch einmal
sinnvoll zu nutzen und wirklich, das Geld hat sich gelohnt und ich kam
warm durch eine recht kühle Nacht. Am nächsten Morgen war ich einmal
mehr dabei, meine sieben (acht) Sachen zusammenzusuchen und weiter zu
fahren, als, es kommt uns bekannt vor, ich mit einem netten, deutschen
Informatiker ins Gespräch kam. Wir hatten schon am vorherigen Abend
zusammen eine kleine Exkursion zu ein paar beleuchteten Wasserfällen
unternommen und wollten jetzt eine kleine drei-Stunden-Wanderung auf dem
Arthur's Pass Walkway angehen. Frisch und munter ächzten wir dahin, als
wir, empört über unserer beider Kondition, ein paar Stufen zu einem
weiteren Wasserfall emporkletterten. Der Wasserfälle gibt es viele in
Neuseeland, fast zu viele, als dass man sie würdigen könnte, aber an
Größe konnte bisher keiner mit dem vor uns dahin rauschenden Exemplar
mithalten! Weiter ging es mit allerhand Abstechern, bis wir zu einer
kleinen Brücke gelangten, nach der der Weg nur noch für "Mountaineers"
(Bergsteiger) geeignet war. Und während all dem gab es eine so
wunderbare Szenerie. Jeder Berg hat seine Eigenheiten, mitunter sogar
eine andere Vegetation und geht man nur ein paar Minuten voran, hat man
wieder eine völlig andere Perspektive und kann sich auf ein Neues
sattsehen. Auf dem Rückweg quälte ich mich ein bisschen, da ich in der
Erwartung, nur sechs Kilometer zu laufen, keine Verpflegung mitgenommen
hatte! Zurück im Hostel stürzte ich mich nach dieser 16
Kilometerwanderung auf meinen Vorrat an Käse und Supermarkt-Baguette.
Alles schmeckt delicieuse, wenn man nur genügend Hunger hat.
Nach einer kleinen Ruhepause ging es ab nach Christchurch. Ich hatte
Schwierigkeiten meine Konzentration auf die Straße bei solch einer
Szenerie aufrecht zu erhalten. Ein paar Anblicke mit kahlen Bergen, die
wie gigantische Sand- und Schutthaufen aussahen, erinnerten sogar an
Ronneburg vor der Bundes-Gartenschau :P.
Auf dem Wege wollte ich mir noch den berühmten Castle-Rock mit seinen
Steinformationen ansehen und folgte brav dem Navi, dass mich dann aber
in ein Feriendorf ohne erkennbaren Zugang zum Hügel lotste. Enttäuscht
fuhr ich vondannen, nur um fünf Minuten später und voller Freude den
richtigen Parkplatz zu entdecken. Der Farmer, der das umliegende Land
sein Eigen nennt, hatte nicht an Warnschildern und Draht gespart, sodass
man sich fragte, ob er nun Touristen oder Rinder einzäunt.
Der Castle-Rock selbst sieht aus, wie eine Cyberpunk Steinstadt oder das
Gebiss eines Riesens und konnte mich, selbst nach all dem in Neuseeland
Gesehenen, noch erfreulich überraschen. Reichlich beeindruckt von meinem
Tag legte ich auch die letzten Kilometer nach Christchurch zurück.
Das Hostel, in dem ich die Nacht verbrachte, kann ich wohl getrost zu
meinen Favoriten zählen. Klein aber fein und sehr gemütlich. So
freundete ich mich auch gleich mit einer sympathischen Amerikanerin an
und wir erzählten so über dies und jenes. Ihr Rückflug nach Amerika ging
über ein von Trumps Travel-Ban betroffenes Land, dessen Konsulat
freundlicherweise ein Schreiben an ihre Airline verfasste, da diese
ihren Flug nicht umbuchen wollte.
Ein Tag mit noch größeren Erlebnissen als der letzte!
Danke für's mitmachen! Schalten Sie auch morgen wieder ein, denn es
folgt: Christchurch.

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@ -0,0 +1,53 @@
\chapdate{05.04.2017}
\chapter{Christchurch}
Äonen lang schrieb er nichts und ward vergessen.
Doch nun ist er zurück und beginnt den Post gleich hochmotiviert mit
einem Umlaut: \textbf{\textbf{Funky :)}}. In all den besagten Äonen gab
es genug Zeit, um reichlich neue Erfahrungen zu sammeln. So werde ich,
um die Geduld des Lesenden nicht zu sehr zu strapazieren, einen gröberen
Überblick geben.
Ich habe das letzte Mal vergessen zu erwähnen, dass mir während der
Fahrt von Arthurs Pass nach Christchurch ein sonderliches Phänomen der
Atmosphäre ins Auge fiel: Eine breite, dichte und tief schwarze
Wolkenfront. Ein dunkler Horizont lag vor mir und ich machte mich auf
ein erstaunliches Gewitter gefasst. Einige Kilometer später jedoch
musste ich meine Belüftung kurzzeitig auf Innenluft umschalten, da das
vermeintlich meteorologische Phänomen eines gewaltigen Waldbrandes mit
allen Manieren inklusive des Geruchs in den Port-Hills entsprang.
In Christchurch selbst war aber außer der Wolke nichts zu sehen und zu
bemerken. So hatte ich einen wunderbaren Tag im beeindruckend schönen
Christchurch. Ich denke, ich habe bewusst nur die schönen Dinge
wahrgenommen und dennoch kann ich nicht verstehen, das Christchurch so
wenig geschätzt wird. Am morgen hatte ich eine nette Studentin aus
meinem Hostel zur Universität gefahren und dabei haben wir uns auch
gleich für die Christchurch Gondola verabredet. Während Sie sich also in
der Universität einschrieb, spielte ich Tourist und ließ mich von den
botanischen Gärten und der Innenstadt erfreuen. Besonders der kleine
Strom "Avon" und das neu entstandene Earthquake-Memorial beeindruckten
mich sehr. Zum späten Nachmittag durfte ich schließlich einen
phänomenalen Ausblick von der Christchurch Gondola- und im dazughörigen
Restaurant ein Stück Käsekiuchen genießen.
Noch im Schatten meiner letzten WWOOFing Erfahrung versuchte ich, durch
Pünktlichkeit einen guten Eindruck bei meinen nächsten Hosts zu machen.
Allerdings hatte ich nicht wirklich mit der phänomenalen Verkehrslage in
Christchurch gerechnet und so kam ich eine halbe Stunde zu spät.
Anscheinend wurde das aber schon erwartet und so hatte ich einen
herzlichen und entspannten Start mit Martyn (meinem Host). Auch Sue
(dessen Gattin) war und ist herzensgut, auch wenn Sie mich mit ihrer
Direktheit zu Anfang etwas erschreckte. Da ich immer noch Probleme mit
meinem Handgelenk hatte, trug ich zum Autofahren meine Handgelenkstütze,
die dann gleich als Beeinträchtigung meiner Arbeitseffizienz gefürchtet
wurde :P. Martyn versuchte zu schlichten, aber Sue meinte, ich wäre
unfair gewesen, sie nicht über meinen Gesundheitszustand aufgeklärt zu
haben. Nach meiner ehrlichen Entschuldigung, hatte ich mir doch wirklich
nichts in dieser Hinsicht gedacht, und einer guten Arbeitsleistung am
Folgetag war das Problem dann vergessen.
Damit sehen wir uns Morgen auf der \textbf{Banks Peninsula} wieder.
:)

173
chapters/22_VielNeues.tex Normal file
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@ -0,0 +1,173 @@
\chapdate{13.04.2017}
\chapter{Viel Neues}
Welch turbulente Tage. Nach einer großen Panik, die sich bei mir schon
das ganze Wochenende mit einem Unwohlsein angekündigt hat, sitze ich
jetzt auf der Rückbank unseres sehr kleinen Campervans und habe ein
wenig Ruhe, um endlich mal wieder von meinen Abenteuern zu berichten.
Die erste Nacht ist erstaunlich komfortabel überstanden und ich bin
wieder entspannt :).
Den letzten Monat habe ich noch einmal etwas Neues ausprobiert und mich
ins kalte Wasser gestürzt. Und wirklich, ich habe mich am ersten Abend
gefragt, was ich mir eigentlich gedacht habe. Harsch enttäuscht von
Dunedin und überwältigt von der Aussicht, einen Monat einmal ganz für
mich allein zu sorgen, sah ich am ersten Abend wirklich kein Licht. Ein
paar Tage später war meine "Reisekrankheit" aber auch schon wieder
kuriert. Ich hatte mich in Hogwartz, dem Hostel, in dem ich arbeitete,
eingelebt und auch mit meiner Programmierarbeit ging es voran. Zu meinen
Kollegen im Hostel konnte ich zuerst keinen Draht finden und besonders
Lukas, ein Musiker und Programmierer, gab sich sehr verschlossen. Ich
fand jedoch recht schnell heraus, dass jeder, außer einem Langzeitgast
des Hostels, dasselbe Problem hatte und knüpfte darauf hin schnell
Freundschaften mit zwei Belgierinnen. Im Allgemeinen war ich überrascht,
wie gesellig ich mich auf einmal in der Flut der neuen Menschen, die
jeden Tag über mich hereinbrach, verhielt. So unternahm ich regelmäßig
Ausflüge und immer fand sich genug Gesellschaft, um mein Auto zu füllen.
Es gibt diesen ganz bestimmten Schlag von jungen Reisenden, die sich
immer mit uns (der Belegschaft) in der kleinen und meist übersehenen
Küche neben der Großküche zusammenfanden und mit denen man immer
prächtig auskam. In besagter Küche, die ich auf Grund ihrer geringen
Popularität immer ganz für mich selbst hatte, konnte ich nach
Herzenslust Kochen, Braten und Backen, ohne mich in Rivalitäten um Töpfe
und Herdplatten zu verstricken. Auch wenn ich zuvor schon gelegentlich
ein paar Nudeln eingeweicht und Fertiggerichte nach Anleitung zubereitet
hatte, konnte ich nicht auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken.
Es sei mir das Eigenlob vergeben, aber ich meine, mich sehr gut
geschlagen zu haben. Von Bolognese über gebackene Kumara bis hin zur
Lasagne hatte ich nicht unter Nahrungsmangel zu leiden. Und im
Kühlschrank stapelte sich das im ersten Einkauf erstandene Toastbrot,
denn gleich an meinem ersten Tag hatte ich wieder angefangen Brot zu
backen. In Wirklichkeit ist Brotbacken ziemlich einfach, aber sehr
lohnend und schindet deswegen nur umso mehr Eindruck. Fleißig teilte ich
mein Brot und mein Wissen, war aber der Einzige, der bis zum Ende alle
halbe Woche Brot buk.
Welch bemerkenswerte Phänomene durfte ich in unserem kleinen
(mittelgroßen) Hostel beobachten. Wenn man sieben Uhr aufstand, hatte
man das ganze Hostel für sich. Um acht konnte man den Schleier der
Trägheit noch förmlich sehen. Und in meinem sehr dunklen, aber
gemütlichen Schlafzimmer konnte ich des öfteren selbst um zehn Uhr nicht
staubsaugen, weil einige besonders bequeme Individuen immer noch in
ihren Betten ruhten. Reisende sind ein lustiges Volk, besonders die
Sorte, die mehrere Monate unterwegs ist. Hört man die Geschichten eines
solchen Weltenbummlers, so kann man sich kaum vorstellen, wie auf Reisen
auch nur ein Tag ohne neue, atemberaubende und phänomenale Eindrücke
vergehen kann. In Wirklichkeit sind die meisten Tage solcher Menschen
von an Lethargie grenzender Trägheit gekennzeichnet. Relativierend muss
ich aber gestehen, dass dieser Eindruck wahrscheinlich von Extremfällen
herrührt, die am Ende der Saison nicht mehr mit der alten Energie
umherziehen. Ich selbst hatte, da man erst um 10 Uhr zur Arbeit antrat,
alle Mühe, meinen Schlafrhythmus aufrecht zu erhalten.
Wie dem auch sei. Besonders ein bemerkenswertes Exemplar des Homo
Instrenuus wurde mir zu einem guten Freund, auch wenn ich ihren Namen
immer noch nicht kenne. Sie, eine Chinesin, entfloh dem Stress, kam für
ein Jahr nach Neuseeland und blieb dann irgendwie in Dunedin hängen.
Auch wenn ihre Ansichten zur "Partei" sehr chinesisch anmuteten, war sie
doch als biertrinkender Fußballfan so ganz und gar untypisch. Ich konnte
ihr, die sie ihren Lebtag noch kein Saxophon gesehen oder gar gehört
hatte, mit meinem Saxophonspiel eine große Freude machen. Das ging
soweit, dass ich eines Abends, nachdem wir in einem sehr schönen Café
namens "The Dog with two Tails" (sehr untypisch wollte Sie mir unbedingt
einen Drink ausgeben. Ich habe das Bier probiert, konnte aber immer noch
nichts daran finden.) waren, mitten im nächtlichen Stadtzentrum
herumjazzte. Nachdem wir eines anderen Abends zum beeindruckend
kunstvollen Choral Evensong in der wunderbar hellen neogotischen
Kathedrale gepilgert waren, erstaunte ich Sie mit meiner Ansicht, das
Reich Gottes würde niemals kommen. Nicht, dass ich der Menschheit
besonders zynisch gegenüberstehe, aber es ist so, dass sich Religion
über das Streben zum Besseren definiert. Ohne dieses Streben verlören
die Menschen recht schnell die Motivation ihr Paradies aufrecht zu
erhalten. Vielleicht ist es also besser, wenn zumindest für die jetzigen
Menschen das Reich Gottes unerreichbar bliebe. Wir leben in
interessanten Zeiten, in denen Religion teilweise an Signifikanz
verliert und wir Chancen haben, Religion ohne Autorität und Zwang in
ihren guten Seiten zu entdecken. Die Tage der Chinesin entwickeln sich
zu einem Rhythmus von besorgniserregender Abnormalität und ich hoffe,
dass Sie sich selbst etwas Gutes tut und weitergezogen ist, wenn wir
wieder in Dunedin sind.
Auch wenn man sich nach fünf Tagen Toilettenputzen entsprechend
motiviert fühlt, war die Hostel Arbeit, wenn auch keine angenehme, aber
doch eine interessante Angelegenheit. Abendliche Jammsessions,
komfortable Betten, nette Besitzer und eine gemütliche Atmosphäre
machten mir das Hostel zu einem hervorragenden Heim. Als ich dann auch
noch ein (sehr klappriges) Fahrrad leihen durfte, mit dem ich zum
Arbeiten (Programmieren) in die schmucke und sehr ruhige
Universitätsbibliothek fahren konnte, war mein Glück perfekt. Am ersten
Tage mit dem Fahrad habe ich das Fliegen und meinen Schutzengel
kennengelernt! Wie immer grub ich mir selbst ein paar Löcher und grämte
mich des öfteren, sodass mir erst, als ich die letzten Tage in einem
nicht so angenehmen Hostel verbrachte, bewusst wurde, wie gut ich es
hatte und welche Erfahrung ich gesammelt habe. Auch mein Programmierjob
brachte mir einen unermesslichen Schatz an Erfahrung, der mir jetzt
ermöglicht an einer Open-Source Planetariumssoftware mitzuwirken. Schon
auf der Banks Peninsula habe ich Grundsteine gelegt, fleißig C++
gebüffelt und mich in QT geübt.
Sehr schöne drei Wochen waren das. Wenn wir nicht gerade
\textbf{\textbf{in}} den Wolken lagen (ich wollte schon immer mal
wissen, wie das ist :P, aber man wird des Nebels schnell überdrüssig.),
hatten wir eine wunderbare Sonne und ich konnte sogar ein paar Mal vom
Anleger aus in die kühle und tropisch blaue See hüpfen. Auf unserem
Hügel sah ich Sonnenuntergänge und genoss so manchen Tee auf der
Veranda. Noch nie war ich so glücklich über mein Auto, denn ohne ist man
auf der Halbinsel verloren. James Cook hielt den ehemaligen Vulkan sogar
für eine Insel und taufte Sie, nach seinem Bortbotaniker Joseph Banks,
die "Banks Island". Auch als ich das Land mit Panoramablick auf einem
der dortigen Hügel examinierte konnte ich mir nur schwerlich vorstellen,
dass ich auf den Überresten eines mehrere tausend Meter hohen Vulkans
stehe. Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch erkennen, das diese
zerklüfteten Hügel, die eine Halbinsel aus tentakelartigen Landzungen
bilden und im Flachland von Canterbury so fehl am Platz wirken,
vulkanischen Ursprungs sein müssen.
Des weiteren kam ich in den Genuss der Gesellschaft eines sympathischen
französischen Game-Developers. Nachdem ich Raphael, so ist sein Name,
mächtig über die Spielentwicklung ausquetscht hatte, war ich sehr
erstaunt, wie viel wissenschaftliche Forschung hinter der Computergrafik
steckt, auch wenn ich so etwas schon geahnt hatte (Verweis auf das
National Geographic Magazin in Greymouth). Dem schlossen sich viele
Diskussionen über Politik, Soziales und sogar die Kernfusion an und ich
verstehe nun, warum er am Sinn seiner Arbeit als Game Developer zweifelt
und Bienen züchten will. Welchen Dienst tut man an der Gesellschaft,
indem man den Tag vor dem Computer verbringt, um anderen zu ermöglichen,
das Gleiche zu tun und die unmittelbaren Probleme zu vergessen. Auch
wenn ich glaube, dass allein die Freude, die man sich und anderen
bringt, gewissermaßen ausgleichend wirkt. Die Dosis macht das Gift. Auch
sollte man bemerken, dass die Welt auch bei all den Problemen nicht
unbedingt vor die Hunde gehen muss. Wenn man beispielsweise Projekte wie
Wikipedia betrachtet wird klar, dass Menschen nicht für Geld sondern aus
eigenem Interesse arbeiten können. Ferner ist die Qualität dieser Arbeit
meist sogar erstaunlich hoch. So etwas wie Open Source dürfte intuitiv
gesehen eigentlich gar nicht funktionieren, in der Realität jedoch
entsteht Erstaunliches. Komplexe Systeme, wie unser Gehirn, ein
Bienenstock oder eben Kollaboration, lassen sich weder reduktionistisch
durch das Beschreiben der einzelnen Bestandteile, noch durch die
holistische Betrachtung des Ganzen verstehen. Besonders für uns
Menschen, die an bewusste Kontrolle und Planung als menschliche
Errungenschaft gewöhnt sind, ist es schwer zu akzeptieren, dass solche
stabilen und produktiven Systeme sich zwangsläufig so gefügt (adaptiert)
haben, dass sie funktionieren. Das hat doch fast etwas Poetisches, wenn
man die Logik des anthropischen Prinzips vernachlässigt.) Über dieses
und weiteres konnte man sich prima austauschen. So gut sogar, dass wir
zuletzt nicht mehr zusammen arbeiten durften, weil wir nur noch
quatschten. So mussten wir uns auf Spaziergänge und Wanderungen verlegen
:).
Viele Ausflüge wurden unternommen: ich wanderte, ich hörte Konzerte und
ich habe sogar eine Gratis-Tour zu den Albatrossen auf der Otago
Peninsula gemacht (zur Webcam, für die ich programmiert habe). Ich habe
viel gelernt. Und ich hatte viel Freude. Ich bitte die so spärliche
Berichterstattung zu verzeihen, aber es ist so schwer, Schritt zu
halten.
Jetzt geht es eine Runde reisen mit Mama, Noemi und Falko :). Auch wenn
jeder vom Wetter und der Umstellung etwas angereizt ist, wird es
bestimmt ein Spaß.
Zur Reiseberichterstattung verweise ich fauler Weise einmal an Falkos
Blog: \url{http://nz2017.trojahn.de}
Gehabt euch gut ;)

125
chapters/23_LateDays.tex Normal file
View file

@ -0,0 +1,125 @@
\chapdate{18.05.2017}
\chapter{Late Days}
Was ist nur mit dem jungen Mann. Man hört ja gar nichts mehr\ldots{}
Wie immer beginne ich auch diesmal mit einer Entschuldigung. Alles ist
beim alten und Valentin schiebt den Blog immer noch vor sich her. Der
aufwändige Produktionsprozess hat es aber auch in sich! Schreiben,
durchlesen, ausbessern und schließlich der Grammatisch-Orthografische
Korrekturgang (Ohh ja, den gibt es wirklich! Ungelogen! Ich habe ja kein
Wort über die Effektivität verloren :P.). All das verlangt einiges an
Arbeit und damit auch Überwindung.
Wie dem auch sei (another frequently used term). Nach ein paar schönen
Reisewochen mit Muddi und Falko und Noemi und ner ganzen Packung
Robertsons gab es noch zwei schöne, aber unspektakuläre Wochen in
Wellington unter dem Dach der sehr hospitablen Frau Edith. Thank You!
Ich habe mir einen recht bereichernden Vortrag über (Sonnen)Uhren bei
einem Meeting der Wellington Astronomical Society angehört, besuchte das
"Space \& Science Festival" und ward erleuchtet über Titan und die NASA
Mission zum Mars.
Wenn ich unseren roten Nachbarn auch als interessant und möglichen
Kandidaten für Kolonialisierung handle, warte ich gespannt auf die Daten
einer Europa-Sonde (Jupiter Mond, nicht Kontinent). Was passiert, wenn
wir auf einen Schlag wissen, dass Leben nicht Terra-Exklusiv ist?
\begin{verbatim}
(_\ /_)
)) ((
.-"""""""-.
/^\/ _. _. \/^\
\( /__\ /__\ )/
\, \o_/_\o_/ ,/
\ (_) /
`-.'==='.-'
__) - (__
/ `~~~` \
/ / \ \
\ : ; /
\|==(*)==|/
: :
\ | /
___)=|=(___
jgs {____/ \____}
\end{verbatim}
Weiter im Text: Es gab da natürlich die eine Sache, die mir
Kopfzerbrechen bereitete. Nachdem ich das Auto, the Mighty Demio, auf
Trademe gestellt hatte, erwartete ich, demnächst ein vielbeschäftigter,
in Anfragen ertrinkender Mann zu sein. Nichts da! Kein Mucks. Also
senkte ich den Preis und pumpte 50 Dollar in Trademe, in der Hoffnung
die fehlgeleiteten Menschen da draußen, die offensichtlich keinen guten
Wagen erkennen, wenn sie einen sehen, zum Kauf zu überreden. Immer noch
nichts. Was ist das, dass kann nicht sein! Da habe ich tatsächlich, bei
einer allzu trüben Inspektion der elektronischen Post eine (die!)
Nachfrage übersehen. Die Autorin derselben hatte zu meiner Erleichterung
auch eine Woche später Interesse und so stand der Deal. Ich pilgerte
nach Lower Hutt, ließ das Auto durchchecken und siehe da, man nahm mir
den guten, grünen Demio ohne jegliche Testfahrt oder persönliche
Inspektion ab! Edith witterte Betrug und Matt deichselte
freundlicherweise die reibungslose Übergabe mit mir!
Noch etwas zu meiner Schande: Ich Horst habe es nicht hinbekommen, mich
mit meinen Arbeitgebern zu treffen :/.
Einige Eskapaden gab es auch mit Matt, dem ich beim Einrichten einer
weiteren Webcam geholfen habe. Alles, was schiefgehen kann, ging auch
schief! Aber damit gehe ich nicht weiter ins Detail\ldots{}
Dank eines Mietwagen-Transfer-Deals hatte ich den Luxus, mit all meiner
Baggage gemächlich nach Auckland fahren zu können. Auf dem Weg machte
ich mal hier, mal da, ohne genauen Plan Halt und besuchte alte Freunde.
Zuerst Jean Hollis, deren Garten noch schöner ist, als ich mich zu
erinnern wagte, mit der ich wieder einmal Ukulele spielte und die mir
reichlich Äpfel und Fejoas bescherte. Eine wunderbare Sache und eine
merkwürdige Perspektive, wenn man jetzt, am Ende, zurück schaut. Jean
Hollis war/ist MONATE her. Welch zeitliche Dimensionen.
Weiter Nördlich, in Tauranga, hatte ich noch ein Bonbon. Ich habe Tracy
(wer erinnert sich), meine Kiwi-Mum, besucht und es nicht bereut.
Reichlich zu erzählen hatten wir und gut zu Essen auch (denn ich habe
gekocht). Was wäre bloß gewesen, hätte ich den Flieger genommen\ldots{}
Tracy macht gerade dies und jenes, erfreut sich der Diversität und hat
anscheinend ihr Ding gefunden. Housesitting, lawn-mowing, Arbeit in
einem Animal-Sanctuary (mit erstaunlich vielen Tieren) zählen dabei zu
ihren momentanen Tätigkeiten.
Gestern segelte ich dann nach einem entspannten Kaffee mit Tracy in
einer nervenaufreibenden und sehr spannenden Odyssee nach Auckland.
Zuerst Stau, dann Verkehr! Und schließlich stirbt mein Telefon. Ich
erfahrener Reisender verlasse mich natürlich exklusiv auf mein Navi und
denke nicht einmal an old-fashioned Karten\ldots{} Zum Glück war ich
gerade in der Nähe des "Museum of Transport and Technology" und die
freundlichen Menschen dort druckten mir eine Karte, mit der ich dann
eine halbe Stunde brauchte, um das Hostel (ein wunderbares) zu finden.
Und warm war es. Schweißgebadet und zitternd war ich ein paar
Kollisionen nur haarscharf entronnen, entlud mein Auto und kämpfte mich
zurück zum Flughafen, den ich dann unfreiwillig auf der Suche nach Ace
Rentals erkunde. Bei der Autovermietung war natürlich schon keine Seele
mehr und in einem Augenblick der Panik übersah ich die Schlüsselbox.
Wanderung zur Bushaltestelle + Toilette suchen + Wanderung in Auckland +
tagelang kein guter Schlaf = Guter Schlaf. Was für ein Abenteuer. Aber
mir gefällt Auckland und dabei hört man so viel schlechtes. Wenn man an
den richtigen Orten verweilt, ist es prima. Ich lebe gerade in Ponsonby,
auf dem Hügel.
Heute habe ich mir ein Paar Teslas angeschaut. Schöne Autos, auch wenn
die weiße Farbe der Sitze wohl etwas unglücklich gewählt ist. Ich bin
gespannt, wann Tesla ein erschwingliches Modell produzieren wird\ldots{}
Es war schon interessant das Auto zu sehen, nachdem man die Biografie
(eine Ode auf Musk\ldots, es wird fast schon langweilig) gelesen hat.
Danach, es regnete, ging es ins bereits erwähnte "Museum of Transport
and Technology", indem ich den Rest des Tages verbrachte. Selbst nachdem
man das Berliner Technikmuseum gesehen hat, wird es nicht langweilig.
Viel gab es zu erkunden und besonders das Multiplikationslineal hat mich
fasziniert. Auch gab es eine Ausstellung mit Neuseeländischen Startups,
unter denen sogar ein Raumfahrtunternehmen zu finden war. Ich habe
natürlich jedes Täfelchen gelesen und musste durch einen Anruf auf die
Öffnungszeiten aufmerksam gemacht werden. Morgen gehe ich wieder hin :).
PS: Interessante Dampfmaschinen gab es auch: Sogar einen, in einer
Butterfabrik benutzten, ehemaligen Schiffsmotor!
Und jetzt gehts schlafen. Bis nächste Woche in Deutschland.

28
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@ -0,0 +1,28 @@
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\part{Aller Anfang\ldots{}}
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\part{Mit Mama, Nomi und Falko}
\include{chapters/22_VielNeues}
\include{chapters/23_LateDays}

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1
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@ -0,0 +1 @@
use_nix

1848
org-source/content.org Normal file

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32
org-source/convert.py Normal file
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@ -0,0 +1,32 @@
import orgparse
import orgparse.date
import pypandoc
import datetime
import os
try:
os.mkdir("out")
except:
pass
root = orgparse.load("./content.org")
for node, i in zip(root.children, range(len(root.children))):
try:
date = orgparse.date.OrgDate.from_str(
node.properties["EXPORT_DATE"][1:-1]
).start.strftime("%d.%m.%Y")
except:
print(node.heading)
export = node.properties["EXPORT_FILE_NAME"]
title = node.heading
content = node.body
latex_content = pypandoc.convert_text(content, "latex", format="org")
prefix = str(i + 1).zfill(2)
filename = f"{prefix}_{export}"
print(fr"\include{{chapters/{filename}}}")
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15
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@ -0,0 +1,15 @@
{ pkgs ? import <nixpkgs> {} }:
let
mach-nix = import (builtins.fetchGit {
url = "https://github.com/DavHau/mach-nix";
ref = "refs/tags/3.3.0";
}) {};
pyenv = mach-nix.mkPython {
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orgparse
pypandoc
'';
};
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buildInputs = [ pkgs.pandoc pyenv ];
}