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title = "Weihnachten"
author = ["Valentin Boettcher"]
date = 2016-12-25T23:26:00-05:00
categories = ["Neuseeland"]
draft = false
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Frohe Weihnachten euch allen. Zu guter Letzt hat sich Vorgestern auch
bei mir eine weihnachtliche Stimmung eingestellt. (Auch dank Mamas
Lebkuchenpacket. Danke :P.)
> Und so kaum es, dass Valentin, Sohn des Stefan (Sohn des Otto), über
eine Straße, die das Folk der Neuseeländer zu jener Zeit
State-Highway-One nannten, nach Wellington, der Wohnstätte der Familie
der Robertsons, zog. Aber es kamen im allerlei Sorgen und Zweifel
dabei. Jedoch als er sah, dass die Lande, an denen er vorbeizog, der
Heimat [zunehmend] ähnlich sahen, so wusste er, dass er dem Hause des
Matt und der Edith nahe war. Es ward wie ein Licht in seiner Seele und
er rief aus Halleluja und er pries den Herrn zum Feste der Geburt Jesu
mit Freunden und nicht in Einsamkeit zu sein.
Nach meinem letzten Blogeintrag führte die ganze Situation zu einer
kleinen, mehr oder weniger produktiven, Aussprache mit meinen WWOOFing
Hosts. Um es zusammenzufassen, kann man wohl sagen, dass wir uns wohl
etwas falsch verstanden haben und ich insbesondere die Kritik des
brummigen Hosts wohl etwas zu streng nahm. In der Folge habe ich
versucht, mich nach bestem Willen zu verbessern, war jedoch weiterhin
das Gräuelventil für den überarbeiteten Gerrit. Wilhelmina war jedoch
so freundlich, mir dann doch immer einmal zu signalisieren, dass ich
nicht ganz so schlimm für die beiden bin, wie ich vielleicht
annahm. Auch die, für die Weihnachtszeit angereiste Tochter Kina, trug
zur Entspannung der Hosts, und damit auch zur Entspannung meiner
Situation bei. Schließendlich bin ich dann am 19. Dezember im guten
und mit guten Erinnerungen aufgebrochen, reich beschenkt mir einer
Flasche Olivenöl und einem Glaß Honig.
Aufgebrochen zu einer wunderbar interessanten Reisewoche. Ich, von mir
aus, hätte wohl die letzte Woche vor Weihnachten einfach noch einmal
geWWOOFt und habe es Ediths Aufmunterungen zu verdanken, mich zu einer
kleinen Rundreise über die Ostküste bis zum Tongariro National Park
aufgerafft zu haben. Es brauchte einem arbeitsamen, aber sehr
interessanten, Nachmittag end die Route war ausgeplant und die wurden
Hostels gebucht.
Nach einer langen, aber sehr Pittoresken fahrt um das East Cape, auf
dem der östlichste Leuchtturm der Welt steht und bei dem ich zwei
nette deutsche Radler traf, wurde ich äußerst positiv von meinem
Hostel überrascht. Nich allein waren die Umgebung und die Einrichtung
wunderschön, nein auch bekam ich kostenfrei, aufgrund von
Unterfüllung, ein Einzelzimmer mit Sonnenaufgangsblick, den ich, da
ich ganz ohne Wecker um 5 Uhr am Morgen erwachte, alsbald genießen
durfte. (Um ehrlich zu sein: die Sonne versteckte sich hinter einer
Wolke, war also gar nicht direkt zu erkennen, aber das Farbenspiel war
dennoch sehr ansehnlich.) Am nächsten Morgen war ich bereits auf dem
besten Weg, nach Gisborne weiter zu fahren, kam aber zu meinem Glück,
dass mich wohl die ganze Woche verfolgte, mit einem Schweizer
Radreisenden ins Gespräch. Ich entschied, noch eine Nacht im Hostel zu
verweilen und brach, zusammen mit dem Schweizer, zu einem sehr
lohnenswerten Tagesausflug auf. Der East-Coast scheint sehr beliebt
unter Radfahrern zu sein, sodass es im Hostel neben Anraud auch noch
zwei niederländische- und einen britischen Radfahrer gab. Zurück zum
Faden: Arnaud und ich wanderten also zu Cooks Cove, einer kleinen
Bucht, die Captain Cook bei seiner Umsegelung Neuseelands entdeckt,
und als besonders, außergewöhnlich schön befunden hat. Und auch wir
konnten diesem Urteil nur zustimmen, bot die Bucht doch einen Anblick,
wie ein Photo aus dem Reisemagazin. Sogar im eiskalten Wasser konnten
wir planschen. Danach haben wir uns noch den längsten Anleger in der
östlichen Hemisphere (jaja der Begriff ist inadequat...) angesehen und
durchlaufen. Der besagte Anleger stammt noch aus der Zeit nach dem
Weltkrieg, als man in Neuseeland die Schafe und Rinder zum Hafen trieb
und direkt geschlachtet auf Kühlbote lud, um das verwüstete Europa zu
versorgen. Besonders ausgeprägt war diese Verfahrensweise am
East-Coast, der als ganzer Landzug bis weit ins Inland eine einzige
Farm ist. Es gibt in Neuseeland Siebzig Millionen Kühe, Rinder und
natürlich Schafe auf Viereinhalb Millionen Menschen und trotzdem sind
Milch und Fleisch teuer. Das liegt, wie mir vom sympathischen
Hotelbesitzer erklärt wurde, am wunderbaren, komplett freien
Handelsmarkt in Neuseeland. So verkauft man lieber im Export und wer
im eigenen Lande auch noch etwas abhaben möchte, der Zahlt doch bitte
dieselben hohen Preise. Es gibt hier keine Zuschüsse und keine
Unterstützung, sodass den Farmern nichts anderes übrig bleibt, als
mitzuspielen, um im Geschäft zu bleiben.
Da mir das nicht genug Aktivität für den Tag war und es mir nach
Abenteuer (Querfeldeinmarsch) stand, habe ich am Abend noch den Hügel
hinter dem Hostel erklommen. Mein Ehrgeiz peitschte mich bis zehn
Meter unter den Gipfel, den ich dann aber im Angesicht eines
Geröllhanges zu meiner Linken und Felsblöcken zu meiner Rechten nicht
mit Sandalen an den Füßen beklettern wollte. Auf dem Weg nach Unten
beschloss ich einen scheinbar direkteren Weg zu nehmen, endete im
Dickicht und musste umdrehen, um nach einer anderen Route zu
suchen. So habe ich gelernt: Nimm immer den Weg zurück, den du
gekommen bist. (Denn du weißt, dass er funktioniert.) Aus einem
zwanzigminütigen Spaziergang wurde also eine zwei Stunden
Wanderung. Auch die Blasen, die ich mir in meinen Wanderschuhen beim
Austragen von Werbezettelchen für meine Hosts (30km in zwei Tagen)
gelaufen habe, dankten es mir. Zum Abend kochte ich mit Arnaud ein
paar Nudeln, die wir dann zusammen mit zwei frisch angekommenen und
recht planlosen deutschen Mädels (auf die meisten unserer Fragen gaben
sie dieselbe Antwort: “Wir wissen [es] nicht…”) verspeisten.
Am nächsten Tage ging es schließlich weiter zum Tongariro National
Park. Einen Zwischenstopp machte ich in Gisborne, um mir im dortigen
Park ein wenig die Füße zu vertreten, eine Statue von Captain Cook zu
bewundern und das Östlichste Observatorium der Welt anzusehen (Naja,
eben nur ein kleines weißes Haus mit Kuppel :P.). Im Anschluss daran
durfte ich auf einer Sechsstündigen Fahrt allerhand schöhne Natur
bewundern und legte mich im Hostel nach einem kleinen Abendbrot direkt
Schlafen.
Um fünf Uhr in der Frühe peitschte ich mich am folgenden Tage aus dem
Bett, um das Shuttle zur Tongariro Alpine Crossing zu erwischen. Ja,
auch ich habe mich mal wieder wie ein Tourist benommen und bin die
berühmte 19 Kilometer lange Crossing gewandert. Trotz den, den Blick
versperrender Wolken, habe ich Ansichten genossen, die mich erstaunten
und die wohl in ihrer Unwirklichkeit unvergleichlich mit allem bisher
gesehenem waren. Und trotzdem verspürte ich eine Ambivalenz, fühlte
ich mich doch auf Grund der schieren Massen der anderen Wanderer, die
auf dem Wege vor und hinter mir, mehr oder weniger motiviert
marschierten, sehr gewöhnlich. Nachdem ich den großen Anstieg, der uns
gleich am Anfang erwartete, fast rannte und viele überholt habe,
traute ich mir zu, den, in Wolken verhüllten, Ngauruhoe (Mt. Doom aus
TLOTR) zu besteigen. So machte ich mich, zusammen mit einem
freundlichen Briten, an den Aufstieg. Als sich die Sicht sich dann
aber auf einige Meter beschränkte und ich, in der Aussicht einen
Geröllhang zu erklettern zunehmend die Nerven verlor, beschloss ich
Umzukehren und meine Kräfte für die Verbleibenden 12 Kilometer auf der
Crossing aufzusparen. Derselben Ansicht waren zwei junge Damen, denen
ich für eine Weile der Wanderung anschloss. Gesellschaft ist manchmal
eben doch dem einsamen Vor-sich-hin-grübeln vorzuziehen. Der weitere
verlauf meiner Wanderung lässt sich besser Photographisch beschreiben
und ich verweise hiermit wiedereinmal auf meine Photofreigabe. Nachdem
mich über die letzten Kilometer die Massen, die ich zuvor überholte,
ihrerseits überholten, weil meine mit Blasen übersäten Füße so
furchtbar schmerzten, ging es zurück ins Hostel. Um an Toast zu
sparen, kochte ich mir Pfannkuchen einer Herzhaften und sehr
schmackhaften Füllung und auch am Folgetag fand ich große Freude an
der Kocherei und versuchte meine Vorräte möglichst effizient zu
verkochen (Spiegelei mit der restlichen Füllung und Crêpes als
Toastersatz :P).
Am 23. Dezember erwischte ich die letzten sonnigen und Regenfreien
Stunden, um zu den überaus ansehnlichen Tarnaki Falls zu wandern,
wobei man sowohl die typische Tongariro Steppe (mit Blick auf die
Vulkane), als auch den grünen Native-Bush bewundern
durfte. Witzigerweise waren wir fast genau vor drei Jahren schon
einmal in der Gegen und mir Stand im erstklassigen Museum und Visitor
Centre Vorort ein Deja-Vu bevor. Sowohl die Wanderung als auch das
Visitor Centre befinden sich nahe des Whakapapa Village, eines von
Ski-Enthusiasten gegründeten Feriendorfs mit allerlei Restaurants,
Kaffees und Unterkünften (Unter ihnen auch das berühmte Baudenkmal und
Skihotel Chateau Tongariro, endlich einmal ein Richtiges
Steingebäude!). Aus Neugier fuhr ich zu guter Letzt auch die Straße
zum Skigebiet hinauf, um in Mitten von Nebel, Regen und Wolken
Skilifte und Felsklippen zu bewundern (sehr Surreal).
Das Weuhnachtsfest mit Edith und Familie war sehr harmonisch und
gemütlich, sodass ich es endlich einmal geschafft habe, richtig zu
entspannen. Ich kann mich glücklich schätzen, so reich beschenkt
worden zu sein (Danke Mutti und Papi und Omi und alle anderen
;)!). Auch das Weihnachtsabendessen im München, einem deutschen
Restaurant, schmeckte überaus gut. (Ich habe irgendwie das Talent,
immer den größten Appetit mitzubringen und die kleinste Portion
abzubekommen. :P)
Am Weihnachtstage dann, ging ich (zum ersten Mal seit Langem) in die
katholische Kirche in Khandallah und musste feststellen, das selbst
ich die Gemeindegemeinschaft doch sehr vermisst habe. Auch die Predigt
des humorvollen Pfarrers zum Thema “Ist Religion eine Ausflucht” (Sie
ist keine, sie ist eine Hilfe … ein mittel gegen Spirituelle Armut …)
war zugegebener Maßen sehr interessant.
Punkt. :) Die nächsten Tage werden hoffentlich sehr entspannt :).
Eine Frohe Weihnacht und vielen Dank für eure Geduld.