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title = "Sueden"
author = ["Valentin Boettcher"]
date = 2017-01-12T04:03:00-05:00
categories = ["Neuseeland"]
draft = false
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Grüße von der Südinsel.
Mit einem Tollen Blick auf das Gebirge im Norden der Südinsel verfasse
ich mal wieder einen kleinen Bericht für euch. Da ich zur Zeit mal
wieder dabei bin, neue Berge zu erklimmen, werde ich mich etwas kürzer
fassen, als es im Anbetracht der seit dem letzten Post vergangenen
Zeit vielleicht zu erwarten wäre.
Nachdem mein Auto, in dem ich klugerweise ein Licht über die Nacht
brennen ließ, nach einer in aller frühe durchgeführten Starthilfe mit
dem fünften Versuch dann doch noch startete, habe die die Fähre zur
Südinsel noch erwischt und bin nach einer langen Tagesreise bei meinem
neuen WWOOFing Host angekommen. Irgendwo im Nirgendwo auf einem
kleinen Hügel liegt ein kleinen Bed and Breakfast, in dem ich nun
einen phänomenalen Ausblick genießen kann. Reg Turner, mein Host, hat
die Idee der Luxus-Lodges überhaupt erst nach Neuseeland gebracht und
sich jetzt hier zur Ruhe gesetzt. Ich nahm, nach meiner letzten
WWOOFing Erfahrung, mit etwas verschobenen Erwartungen auf die
Südinsel, nur um zu erkennen, das Whakatane wohl eine Ausnahme
darstellt. Mit Reg ist es ein ganz anderes Gefühl. Die eigene Arbeit
wird gewürdigt, Initiative begrüßt und vor allem werden Fehler
verziehen.
Ich wohne in einem kleinen Bungalow neben der Lodge und habe die
ersten Nachmittage damit verbracht, denselben ein wenig zu säubern und
herzurichten. Nichts Gravierendes, aber man möchte es ja gern ein
wenig wohnlich haben. Ich genoss also die ersten Tage, allein zu sein
und meinen Bungalow für mich zu haben. Doch bevor ich mich von der
Gesellschaft abnabeln konnte, schneite ein Französischer WWOOFer
herein. Welch ein Glück, denn zu mehreren macht WWOOFen immer mehr
Spaß. Meddy ist Bäcker und buk, zu unserer großen Freude, gleich am
ersten Tag ein wunderbares Brot. Fasziniert von dieser Kunst, bat ich
darum, ich auch einmal an einem Brot versuchen zu dürfen. Gesagt,
getan: Gestern habe ich schon mein drittes Brot gebacken und habe
seitdem ich herausgefunden, wie schön das europäische Brot doch ist,
bisher kein Toastbrot angerührt. Das Brot backen nimmt erstaunlich
viel Zeit in Anspruch, ist aber, aufgrund der kreativen Freiheiten
(Gemüse ins Brot backen :P), eine sehr interessante
Beschäftigung. Zwei Tage nach Meddys Ankunft waren wir dann schon vier
WWOOFer. Zwei deutsche WWOOFer sind zu uns gestoßen und wir sind nun
eine eifrige Task-Force für den Sommer-Cleanup. Ich selbst habe die
letzten Tage, nachdem zuerst aufgrund des Regenwetters Hausarbeit
angesagt war, die etwas abenteuerlich steile auffahrt mit dem
Weedeater gemäht. Heute dann haben wir die Garage einmal gründlich
aufgeräumt und durchetikettiert.
Erstaunlicherweise habe ich schon am zweiten Tag frei bekommen und
darauf hin versucht Most Stevens zu besteigen. Auf halben Wege zum
Gipfel viel mir dann aber auf, dass ich zwar mein Wasser sehr
vorausschauend aufgefüllt, aber nicht eingepackt hatte. Also kehrte
ich um und das zu meinem Glück, denn der Berggipfel war auf einmal in
bedrohlich dunkle Wolken gehüllt. Auf dem Rückweg motivierte ich dann
noch eine ganze Reihe von Unentschlossenen in das eiskalte Flusswasser
zu springen, indem ich mit gutem Beispiel voran ging. Ein paar Tage
später, wanderte ich zu ein paar Höhlen (Große an Virus und Familie!)
und traf einen amerikanischen Reisenden aus Australien, mit dem ich
mich prächtig über dies und jenes unterhielt und den ich schon bald
als Freund und Seelenbruder gewann. Da ich unmöglich alle Kontaktdaten
meiner überaus glücklichen Begegnungen in Neuseeland festhalten kann,
habe ich jetzt eine neue Datei eröffnen müssen. Erstaunlich, wie viele
tolle Menschen es gibt.
Ich war sehr glücklich als Kyle, so der Name der Wanderbekanntschaft,
mir erzählte, dass ihm im Weka Workshop ähnliches widerfahren ist, wie
mir. Der Wega Workshop, den ich auf einer kleinen Fahrradtour
entdeckte, ist eine tolle Galerie von sehr ansehnlicher
Holzarbeit. Wenn man das Grundstück, auf dem sich diese Ausstellung
befinden soll, betritt, strahlt einem ein großes, rotes Schild: OPEN
entgegen. Davon eingeladen, fange ich also an durch den Garten, auf
den die Einfahrt führt, zu schlendern und eifrig zu photographisch zu
dokumentieren, wie schön der Ort doch sei. Nach einer Weile kommt dann
der Besitzer zu mir herüber und fragt mich, wer ich denn sei und warum
ich denn einfach so in fremder Leute Gärten herumschlendere. Ganz
perplex antworte ich ehrlich und wenig gewitzt, dass ich wohl von dem
Schild in der Einfahrt verwirrt gewesen sein musste und ich
normalerweise nicht die Gewohnheit Pflege, Grundstücke als öffentlich
zu betrachten. Ich hätte natürlich behaupten können, das der sehr
schön angelegte Garten an sich doch schon ein Kunstwerk oder eine
Gallerie, wie sie auf dem Eingangsschild beworben wurde,
darstellt. Wie auch immer. Der Herr erwiderte dann, dass er nicht
hinter Schildern und Zäunen leben möchte und deshalb seinen Garten
nicht als privat markiert hatte. Warum er dann aber vor sein Haus eine
Kette mit dem Schild Private aufgehängt hatte, war mir dann nicht
ganz klar. Vielleicht sind Ketten O.K. oder er hat Spaß daran harmlose
Touristen in die Irre zu führen, die annehmen, das alles was nicht als
Privat gekennzeichnete erlaubt ist. Mit dem schrecken habe ich mir
dann noch die eigentliche Ausstellung angesehen. Interessante Möbel,
von Brettchen, verziert mit kleinen Holzpilzen, über Lampenständer,
bis hin zu verrückten Tischen und Schränken, waren zu bestaunen. Falls
also jemand Interesse an einem schön verzierten Holzlöffel hat, so
melde er sich jetzt!
Auch erwähnenswert ist der Ausflug zum Farewell Spit, den ich und
Meddy unternommen haben. Das Farewell-Spit ist die lange, dünne aus
einem einzigen langen Strand bestehende nördlichste Landzunge der
Nordinsel, die man sogar mit exorbitant teueren Torbussen befahren
kann. Wir sind über die nächstgelegen Hügel gewandert und hatten einen
erstaunlichen Ausblick auf das von einem Sandsturm überholte Spit. Ich
habe an diesem erstaunlich schöne Natur und noch viel schönere Strände
sehen dürfen, muss aber zugeben, das ich selbst in Wellington noch nie
so einen Wind erlebt habe. Der Wind machte alles aber noch viel
interessanter, denn jeder hat Bilder vom Farewell Spit, aber wer hat
schon Bilder von einem Sandsturm auf der Landzunge? Die wandernden
Dünen und blauen Wellen auf dem Whariki-Beach zu betrachten, war auch
eine sehr eindrucksvolle Erfahrung. Gleich zwei Landschaftswahrzeichen
an einem Tag! Abends dann bin ich nach dem Brot Backen dann in mein
Bett gefallen und erst gegen zwölf eingeschlafen.
So weit so gut. Das waren die bisher südlichsten Abenteuer des
Valentin in einer (sehr,) sehr kurzen Fassung. Danke fürs einschalten
und bis zum nächsten mal liebe Kinder :).