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\chapdate{10.02.2017}
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\chapter{S\"ud Nord Westen}
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Zumindest einen kleinen Bericht bin ich euch schuldig.
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Meine verbleibenden Tage in Nelson waren wunderbar und wieder empfinde
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ich große Dankbarkeit, war Cathy Jones doch wieder so gut zu mir. Wenn
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man in der Gegend ist, dann gilt es unter Reisenden schon fast als
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Sakrileg, den Abel Tasman National Park nicht zu bewandern.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/split_apple.JPG}
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\mycap{Split-Apple Rock}
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\end{figure}
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Da ich ein Greenhorn bin, habe ich mich einmal mehr für die Tagestour
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entschieden. Also stehe ich pünktlich um 6:30 Uhr auf, um dann 9 Uhr
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gerade noch mit guter Not das Wassertaxi zu erreichen. Allein die
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Schiffsfahrt lohnte schon des Ausflugs. Mit einem Affenzahn ging es
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zuerst auf eine kleine Exkursion zum Split-Apple Rock, einem in der
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Mitte gespaltenen, aus dem Wasser ragenden, kugelförmigen und sehr
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apfelähnlichen Felsbrocken, und danach durch diverse Buchten, bis ich
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in der Torrent Bay aussteigen durfte. Unter anderem gab es auch
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neuseeländische Pelzrobben zu bestaunen.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/bnw.JPG}
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\mycap{Der Tag beginnt in Graustuffen.}
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\end{figure}
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Meine Sorge, der Wanderweg würde von den Horden in den
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Booten (die Wassertaxis waren bis auf den letzten Platz besetzt)
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überrannt werden, wurde erst von mir genommen, als ich erfuhr, dass
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alle Fahrgäste außer mir selbst bis ganz zum Anfang des Wanderweges
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fahren (ich mache ja nur eine Tagestour). Einige Minuten später ging
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mir dann auf, dass die Bote schon seit Tagen Hochkonjunktur feierten
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und ich mich beim Wandern einer reichlichen Gesellschaft erfreuen
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durfte. Und doch war es wie im Paradies (und das Optische ist ja
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ausreichend photographisch dokumentiert und bedarf keiner weiteren
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Erläuterung).
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/path.JPG}
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\mycap{Palmenges\"aumter Wanderweg}
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\end{figure}
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Alle Traumstrände waren wie leergefegt. Kein Mensch, keine Robbe,
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keine Sandfly. Alle Welt wandelte auf den Wegen, denn zum Baden gab es
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zu viel \ldots{} \ldots. naaa \ldots. Niederschlag! (Wer ist jetzt in
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poetischer Stimmung?) Immer munter zog ich also ohne Angst vor
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Sonnenbrand unter dem schützenden Wolkendach daher und ließ den Regen
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hinter mir. (Als ich einmal den Fehler machte, hinter mich zu schauen,
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jagte mir eine graue Regenwand einen Mordsschrecken ein!).
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So wanderte ich also für meine ersten sechs Kilometer fröhlich vor
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mich hin, bestaunte und entspannte. Plötzlich deutet eine Dame von
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durchaus seriöser Erscheinung auf den nächstgelegenen Felsbrocken und
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erklärt mir, dass ich da einen Dinosaurier sehen könne. Bevor ich
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antworten kann, fährt sie fort, dass man weiter unten am Hügel noch
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einen Wal erkennen könne und generell die ganze Küste aus allerlei
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Versteinertem bestehe. Ich, der ich immer noch glaube, es gehe nur um
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visuelle Ähnlichkeiten, möchte gerade einräumen, dass der zuerst
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erwähnte Felsbrocken für mich wie ein Fisch aussehe, als mir die Dame
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mit Überzeugung entgegnet, dass sie auf der Bootsfahrt (nicht auf
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meinem Boot\ldots) Knochenstaub auf den Füßen hatte und nur
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Dinosaurier und Wale, nicht aber Fische dieselben aufweisen.
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Danach wünscht sie mir einen schönen Tag und zieht schnurstracks von
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dannen.
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Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob irgendeine Art Spaß mit
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mir getrieben wurde, hätte aber gern entgegnet, dass sich für allerlei
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unverstandene Dinge allerlei mehr oder weniger plausible Erklärungen
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finden lassen können. Vielleicht sollte mir das zeigen, dass jeder,
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der nur genügend Selbstbewusstsein besitzt, den größten Humbug von
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sich geben, dabei aber immer überzeugend und seriös erscheinen kann.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/gumpe.JPG}
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\mycap{Gumpe mit badenden Wanderern}
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\end{figure}
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Nach meiner Mittagspause fühlte ich mich miserabel und begann daran zu
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zweifeln, dass ich, wenn ich mich nach schon 6 Kilometern so schlapp
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fühle, die restlichen 14 noch schaffen kann. Zwei Kilometer später wies
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auf einmal ein kleiner Wegweiser auf eine kurze Abzweigung (500m) zu
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Cleopatras Pool hin. Keine zwei Kilometer, wie ich irrtümlicherweise in
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meine Gratis-Karte hineininterpretiert hatte. Eine echte Gumpe, in
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Korsika Qualität: Phänomenal und dann zeigt sich auch, zum einzigen mal
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an diesem Tag, der Sonnenschein. Nichts wie \ldots{} \ldots{} in's
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Wasser (ätsch, schon wieder nicht gereimt). Wirklich kalt, aber ebenso
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erfrischend!
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/fat_tui.JPG}
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\mycap{The Fat Tui}
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\end{figure}
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Nach dieser kleinen Planscherei verging der Rest der Wanderung durch
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die fast schon monotone Schönheit des Abel Tasman Parks wie im
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Fluge. Zum Abendbrot gab es nach einer durch enorme Nachfrage
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bedingten halbstündigen Wartezeit einen überaus bemerkenswert
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schmackhaften Burger aus dem Fat-Tui Food-Truck.
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An meinem letzten Tag in Nelson war ich noch einmal in der Suter Art
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Gallery und habe wieder nur einen Raum geschafft, weil man schon um 4:30
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Uhr schließt! Auf der Suche nach einer neuen Mechanik für meinen Bass
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bin ich dreifach am Musikladen vorbeigefahren. Danach schien mir das
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Glück hold zu sein, so gab es tatsächlich einzelne Mechaniken zu kaufen.
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Aber immer waren die Tuner für die falsche Seite, aus welchen Ecken der
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Verkäufer Sie auch hervorzauberte (und der dieser Ecken gab es viele).
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Danach bin ich aus Zufall noch einem Schild zum ``Center of New Zealand''
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gefolgt und hatte einen tollen Ausblick auf Nelson und das quietschblaue
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Meer.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/center.JPG}
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\mycap{Ausblick auf Nelson}
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\end{figure}
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Jetzt bin ich am Westcoast und schreibe diesen Blogpost im gemütlichen
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Sofa des netten Hosts. Ich wohne hier einmal mehr irgendwo im
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Nirgendwo und wir haben nur Solarstrom und Regenwasser. ``Nur'' ist
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vielleicht zu kurz getreten, denn wir kommen damit ohne große
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Limitierungen über die Runden und ich bin erstaunt, wie wenig
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Solarpanele er auf dem Dach hat.
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Schon an meinem ersten Tag wurde mir eröffnet, dass man (John, der
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Host, sein Freund Michael und die 3 anderen WWOOFer) am Wochenende
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einen Campingausflug in die Berge antreten wollte, um den Weg mit
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Sägen und Scheren wieder gangbar zu machen und zu markieren. Hurra
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\ldots{} soll ich jetzt in Freude oder Angst ausbrechen? Ich habe noch
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nie in der Natur gecampt \ldots{} will ich diese Erfahrung überhaupt
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machen? Ich nahm die Herausforderung an und so ging es 5:30 in der
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Frühe los und ab in den Bush! Motivierende Sprüche wie: ``Das Gefühl,
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Durst zu haben, ist nichts schlimmes'' (im Angesicht unserer begrenzten
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Wasservorräte) brachten uns schon einmal in die rechte Stimmung :).
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Zusammenfassend ausgedrückt muss ich eingestehen, dass der Trip
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schrecklich grausam, aber lehrreich und eine tolle, besser nicht zu
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wiederhohlende Erfahrung war. Selbst der ``professionelle'' und
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abgehärtete Host John, der als Arzt schon in Afghanistan und am Südpol
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war, musste zugeben, dass der Trip wohl eher ``extrem'' war.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{17/foulwind.JPG}
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\mycap{Eine Ahnung der S\"udalpen in der Foulwind Bay.}
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\end{figure}
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Im Grunde sind wir zwei Tage lang klitschnass einen Berg hinauf
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(leider nicht ganz bis zum Gipfel) und danach eben wieder hinab
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gestiegen. Dabei hatten John und Michael den Zustand des Tracks an
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beiden Tagen etwas sehr optimistisch eingeschätzt. Da meine Regenjacke
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leider nicht wasserdicht war und ich zu wenig Wechselsachen eingepackt
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hatte, war ich wohl eher selbst schuld an meinem Unglück. Der sonnige
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Abend auf einem Hügel auf halbem Weg bergauf (unserer ``Camp-Site'')
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belohnte die Mühe mit tollen Ausblicken, \textbf{\textbf{Trockenheit}}
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und einem gewissen Siegesgefühl.
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Während der letzten Tage habe ich den Westcoast auf weniger dramatische
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Weise erforscht und sehr viel Schönes gesehen. Die Fotos werden folgen,
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sobald ich wieder eine gute Internetverbindung habe.
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Bis dahin: Alles Gute und danke für's Lesen.
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