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\chapdate{03.03.2017}
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\chapter{Episoden}
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So vieles habe ich erlebt. Um nicht gleich im Angesicht der
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Niederschrift meiner Erlebnisse zusammenzubrechen, teile ich meinen Post
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in kleinere, auch für den Leser angenehmere Stücke auf. So folgt auch
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gleich:
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\section*{Erster Teil: West nach Ost}
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Nach eineinhalb sehr interessanten Wochen nahe Westport, ward es
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einmal mehr an der Zeit das Heft in die Hand zu nehmen und
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weiterzuziehen. Da mein Host und ich in mancherlei Hinsicht nicht ganz
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auf einer Wellenlänge wahren, waren wir beide Glücklich, dass sich
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zwei neue WWOOFer ankündigten und er somit einen einigermaßen
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höflichen Grund gefunden hatte, mich vorzeitig fortzuschicken.
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Wie tief das Problem lag, wurde mir dann erst wirklich bewusst, als
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ich ein wunderbar übertriebenes Review auf meinem WWOOFing Profil
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bestaunen durfte, indem zwar ein wahrer Kern, aber auch viel Falsches
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und, soweit ich es Beurteilen kann, eine blanke Lüge steckt.
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Trotzdem erschien mir mein Host als ehrlicher und auch umgänglicher
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Mensch und es fällt mir schwer, diese, seine Reaktion zu
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verstehen. Kultivierte Unzufriedenheit führt oft zu irrationalem
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Verhalten und das auf beiden Seiten. Vielleicht dachte John, er müsste
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die Gemeinschaft der WWOOFing Hosts vor einer so schrecklichen Gefahr,
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wie ich sie in seinen Augen für den ehrlichen Arbeitgeber darstelle,
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warnen. Ich für meinen Teil hatte einen deftigen Kratzer im
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Lack. Meine aktuellen Hosts schätzen meine Arbeit aber sehr und siehe
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da: Die Welt sieht schon viel Besser aus.
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Wo ich schon einmal über vier freie Tage verfügte und es eine recht
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weite Strecke bis zu meinem nächsten Ziel (Christchurch) war, lag es
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nahe, die Zeit reisend (im touristischen Sinne) zu verbringen.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{18/rain.JPG}
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\mycap{Regnerische Reise}
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\end{figure}
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Nach anfänglichem Regenguss, verbesserte sich die Lage in Punakaiki zu
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einem Grauen aber Regenfreien Regen. Mit einem deutschen Hichthiker,
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den ich auf dem Wege eingesammelt hatte, spazierte ich um die
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sagenumwobenen Pancacke Rocks. Ein echter Touristenfang und dazu noch
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ein recht Schöner. Aber im Angesicht von geteerten Wanderwegen und
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Menschenmassen, deren Autos den Parkplatz selbst an einem Regentag mit
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Leichtigkeit blockieren, erkannte ich wieder einmal, welch ein Glück
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ich habe, kein Tourist zu sein.
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Mit dem letzten Liter Benzin und einer leuchtenden Warnanzeige
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schafften wir es zuletzt noch nach Greymouth, die größte Stadt am
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Westcoast und der Standort der ersten Tankstellen (Plural!
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Welch eine Dekadenz!) in 100 Kilometern. Greymouth wirkt auf den
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ersten Blick wie Stephen Kings Derry und auch auf den zweiten Blick
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und erst recht auf den Dritten.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{18/floodwall.JPG}
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\mycap{Die Flutmauer in Greymouth}
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\end{figure}
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Dennoch konnte ich bei klärendem Himmel einen schönen Spatziergang an
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der kilometerlangen Flutmauer, hin zum (sehr) kleinen Greymouth-Museum
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unternehmen. Als Bergbaustadt kann man in Greymouth allerlei Gerät und
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sogar einen (ehemaligen?) Hafen bestaunen. Das Museum erzähl viele
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kleine und interessante Geschichten, unterfüttert mit allerlei
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Fotographie.
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\begin{figure}[h]
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\centering
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\includegraphics[width=\textwidth]{18/computerage.JPG}
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\mycap{``Images for the Computer Age''}
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\end{figure}
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Da gab es einen Unternehmer, der das schnellste Dampfschiff
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Neuseelands besaß. Eines Tages lief sein Schiff auf Grund und wurde
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damit, um Strafzahlungen zu vermeiden, automatisch Eigentum der Stadt
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Greymouth. Das Wrack wurde alsbald durch einen Mittelsmann günstig
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zurück ersteigert (\ldots{} wer will schon ein Schiff kaufen, dass
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selbst der ehemalige stolze Besitzer nicht mehr haben möchte \ldots{})
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und der Antrieb in ein großes ehemaliges Segelschiff verpflanzt. Das
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neue Schiff dampfte mit demselben Motor, aber einem vielfachen an
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Frachtkapazität, immer noch mit fast derselben Geschwindigkeit seines
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Vorgängers und damit weitaus schneller, als all seine Konkurrenten.
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In einem Hinterzimmer fand sich eine komplette Sammlung aller National
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Geographic Heften seit den 70igern und mir stach sofort eine Ausgabe
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aus den späteren 80igern ins Auge. Eine recht amüsante Lektüre, aus
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einer Zeit, in der Computergrafik noch ganz neu, primitiv und
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unglaublich spannend war. Ich bin heute so sehr an die Wunder des
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Computers gewöhnt, dass mir diese neue Perspektive eine kleine
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Erleuchtung bescherte.
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Stahlgraue Wellen und silberne Kieselstrände. Palmen und
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Flaxbüsche. Im südlichsten subtropischen Bush Neuseelands beschloss
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ich den Tag auf einer kleinen Wanderung. Der Queens Point Lookout bot
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mir einen überwältigenden Ausblick auf ein Meer aus Flax, das auf
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einem geradezu geometrisch abfallenden Kliff in Zerfurchte Felsen und
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schließlich in den Ozean übergeht.
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Ein weiter Pluspunkt für Greymouth ist das hervorragende Global
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Village Hostel, das mit gemütlichen Betten, kostenlosen Kajaks und
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allerhand anderen Extras besticht. Die Küche in zunehmendes Chaos
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versetzend, verbrachte ich den Abend mit der Zubereitung einer frei
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erfundenen Pasta-Sauce (mit echten Tomaten, nicht aus dem Glas!) und
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verschätzte mich dermaßen in der Quantität, dass ich mir die Kocherei
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am nächsten Tag sparen konnte. An der Qualität allerdings, gab es
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nichts auszusetzen.
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So kommen ein ereignisreicher Tag und ein kurzer Blogpost zu einem
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Ende.
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\begin{figure}[p]
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\centering
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\includegraphics[width=.9\textwidth]{18/geom_flax.JPG}
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\mycap{``Geometric Flax''}
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\end{figure}
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\begin{figure}[p]
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\centering
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\includegraphics[width=.9\textwidth]{18/cabbage.JPG}
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\mycap{\centering Die Bl\"utenruten eines Cabbage-Tree,
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den es am Westcoast in gro\ss{}er Zahl gibt.}
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\end{figure}
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